Ein Junge sitzt am Handy, ein Mädchen neben ihm vorm Laptop. Bild: Pexels

Kinderinfluencer: Zwischen Spielplatz und Instagram-Fame

Ob es einzelne Bilder sind oder gleich ein ganzer Account für den trendbewussten Nachwuchs – Influencer*innen im Kindergarten- oder Grundschulalter sind aus der Medienwelt nicht mehr wegzudenken. Diese Entwicklung könnte problematischer kaum sein.

Vor einigen Tagen wurde mir ein Video in meine Instagram-Timeline gespült. Darin zu sehen waren zwei Mädchen, vielleicht drei oder vier Jahre alt, die in typischer TikTok-Manier verschiedene Outfits anprobierten. Perfekt gestylt, mit aufwändigen Frisuren und teuren Designer-Klamotten lächelten sie in die Kamera, die offensichtlich von einem Erwachsenen bedient wurde. Unter dem Post häuften sich die Kommentare: „Sooo cute“, „stunning“ oder „amazing“, dazu Emojis mit Herzchenaugen und lodernde Flammen. Die Instagram-Community schien begeistert zu sein. Mir drehte sich beim Anschauen des Videos eher der Magen um – ich mochte mir gar nicht vorstellen, wie viel Zeit, Nerven und Kindertränen in die Produktion dieses einzelnen Videos geflossen waren. Mit einer Mischung aus Abscheu und Neugier begutachtete ich den Account der beiden Fashiongirls. Mia und Tatiana – 670.000 Follower*innen, jeden zweiten Tag ein Post, kaum ein Kleidungsstück oder Accessoire ist in ihrem Feed zweimal zu sehen. Wer die Namen der Schwestern in die Google-Suche eingibt, stößt auf Überschriften wie „Australiens jüngste Influencerinnen überzeugen auf Fashion Week“.

Kinder, die im Netz als Stylingvorbilder fungieren, sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Influencertypische Fast-Fashion-Marken wie FashionNova haben bereits eigene Kinderkollektionen auf den Markt gebracht, die denen der Erwachsenen in nichts nachstehen. Es gibt bauchfreie Tops, Miniröcke, Handtaschen oder hautenge Kleider mit Netzeinsatz. Geworben wird mit normschönen, fotogenen Sprösslingen, die aussehen wie zu klein geratene It-Girls und -Boys. Vorbei sind die Zeiten, als Kinderkleidung vor allem funktionell sein und dem Buddeln im Sand oder Klettern auf Bäume standhalten musste. Heute zählt bei modebewussten Eltern allein der äußere Eindruck – der es natürlich auch einfacher macht, mithilfe des Nachwuchses die eigene Reichweite zu steigern.