Ein Junge sitzt am Handy, ein Mädchen neben ihm vorm Laptop. Bild: Pexels

Kinderinfluencer: Zwischen Spielplatz und Instagram-Fame

Für mich ist es unverständlich, wie man beim Anblick der Kinder-Influencer*innen kein Mitleid bekommen kann. In einigen Videos auf Mias und Tatianas Account ist sogar zu sehen, wie eine erwachsene Person – aller Wahrscheinlichkeit nach ihre Mutter – den letzten Feinschliff an ihren Töchtern vornimmt, Ketten in die richtige Position legt, Haare glättet oder Hüte zurechtrückt. Etwas gequält schauen die Mädchen in die Kamera, ihr Lachen wirkt gestellt, die Motivation, sich wieder einmal der gesamten Social-Media-Welt zu präsentieren, scheint sich in Grenzen zu halten. Vielleicht würden sie lieber im Garten spielen, Sandburgen bauen oder Freund*innen treffen. Man weiß es nicht. Nur eine Vermutung.

Komplett durchgestylte Instagram-Kids wie die australischen Schwestern sind natürlich die Spitze des Eisbergs. Doch vieles, was darunter liegt, ist nicht weniger problematisch. Auch wenn das Phänomen der Miniatur-Fashionblogger*innen noch nicht im deutschen Mainstream angekommen ist, Kinder-Influencer*innen im Allgemeinen sind es allemal. Teilweise handelt es sich bei ihnen um den Nachwuchs bekannter YouTuber*innen oder Instagrammer*innen, die selbst eine beachtliche Gefolgschaft aufweisen, in anderen Fällen sind es Teenies, die irgendwann das erste TikTok aufnahmen und nun über wenige Monate hinweg immer mehr Follower*innen angehäuft haben. Ob sie ursprünglich das konkrete Ziel vor Augen hatten, Influencer*in zu werden, ist dabei egal. Von den Eltern werden derartige Tätigkeit oft kaum reguliert, viele sind überfordert und überfragt, wenn es ums Thema Social Media geht. Dass ihre Tochter oder ihr Sohn Urlaubsfotos mit tausenden Menschen teilt, fällt ihnen meist erst spät auf – wenn alle Mühen, das Geschehene ungeschehen zu machen, vergeblich sind.

Auffällig ist jedoch, dass viele Eltern dem Influencerdasein ihrer Kinder beinahe positiv gegenüberstehen. Selbst wenn sie nicht diejenigen waren, die den Account ins Leben gerufen haben, so steigen sie früher oder später häufig als Manager*innen oder Buchhalter*innen in das Geschäft ihrer Sprösslinge ein. Zu einem Leben in Saus und Braus, inmitten von Werbedeals und kostenlosen PR-Samples, sagt scheinbar keiner nein, auch dann nicht, wenn der Wohlstand auf einer durchaus fragwürdigen Tätigkeit der eigenen Kinder basiert.