Ein Junge sitzt am Handy, ein Mädchen neben ihm vorm Laptop. Bild: Pexels

Kinderinfluencer: Zwischen Spielplatz und Instagram-Fame

Besonders problematisch wird es, wenn der Nachwuchs nicht einmal selbst entscheiden kann, ob er oder sie sich für die Außenwelt ablichten lassen möchte. Es ist zu bezweifeln, dass Mia und Tatiana im zarten Altern von drei und fünf Jahren den Charakter, geschweige denn die Tragweite ihrer Tätigkeit begreifen können. Und auch Kyla Harrison, die mittlerweile einjährige Tochter des bekannten Influencer-Duos „Die Harrisons“ hatte sicherlich nicht ihr Einverständnis gegeben, von ihren Eltern beim ersten Bad in der hauseigenen Wanne gefilmt zu werden. Die Grenze zwischen Selbst- und Fremdbestimmung verläuft bei minderjährigen Influencer*innen aber so oder so fließend: Pubertierende 13-Jährige verfügen zwar über gewisse Social-Media-Kenntnisse, das bedeutet jedoch nicht, dass sie die negativen Konsequenzen ihres Traumberufs von vorneherein einschätzen können. Dadurch, dass TikToker, Instagrammerinnen und Modeblogger Vorbilder einer ganzen Generation geworden sind, stürzen sich massenweise junge Menschen ins Influencerdasein, ohne sich darüber bewusst zu sein, was der lang ersehnte Internet-Fame mit ihrem Privatleben und ihrer Zukunft anrichten kann.

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Initiativen und Einzelpersonen, die sich öffentlich gegen die exzessive Präsentation von Kindern im Internet einsetzen. Der wohl bekannteste Anti-Influencer*innen-Aktivist ist der deutsche Comedian Oliver Pocher: Gemeinsam mit seiner Frau Amira macht er immer wieder auf die Problematik allzu privater Kinderfotos aufmerksam, die nachweislich sogar in pädophilen Darknet-Kreisen kursieren. Die betroffenen Eltern zeigen sich von derart berechtigter Kritik jedoch weitestgehend unbeeindruckt. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Kultur rund um die halbstarken Instagram-Stars in Zukunft ändern wird – bisher sieht es nicht danach aus.

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