Binde mit der Aufschrift: "Die Periode ist nicht schmutzig"

Periodenarmut: Hört endlich auf, Frauen wegen ihrer Menstruation zu diskriminieren!

Diese Sache betrifft die Hälfte der Menschheit. Die Rede ist von der Menstruation, die jedes geschlechtsreife Mädchen und später jede Frau Jahrzehnte ihres Lebens begleitet. So sehr sie zum Lauf der Natur gehört, so sehr kann sie oftmals zum Problem werden – nicht nur wegen ihrer Unberechenbarkeit oder schmerzvollen Begleiterscheinungen.

Wie fühlt sich das an, wenn du als Frau auf einer öffentlichen Toilette von deiner Periode überrascht wirst und keine Hygieneartikel dabeihast? Selber schuld? Nein, schließlich gibt es auch Klopapier. Vielen Menstruierenden ist der freie Zugang zu Periodenprodukten verwehrt. Und das ist diskriminierend. Denn die Periode ist eine biologische Tatsache. Bei dem beschriebenen Szenario handelt es sich um einen Fall von Periodenarmut, die auf der ganzen Welt ein Problem ist. Ein europäisches Land hat diesem nun den Kampf angesagt.

Schottland macht’s vor

Schottland ist das erste Land, das Mädchen und Frauen einen kostenlosen Zugang zu Periodenartikeln ermöglicht. Darüber stimmte das schottische Parlament am Dienstag, den 24.11.2020, anonym ab. Demnach sollen ab 2021 in allen öffentlichen Einrichtungen, Schulen und Universitäten Periodenartikel wie Tampons und Binden zur Verfügung gestellt werden. Das Land wird mit dieser Entscheidung zum Vorreiter und leistet einen wichtigen Schritt in der Geschlechtergleichberechtigung. “Es ist ein stolzer Tag für Schottland und ein wichtiges Signal an die Welt, dass freier und universeller Zugang zu Menstruationsartikeln erreicht werden kann.”, twitterte Monica Lennon. Sie ist die Abgeordnete, die den Gesetzesentwurf letztes Jahr ins Parlament einbrachte und die “period dignity”-Kampagne anführte.  

Dieses Gesetz ist ein wichtiger Sieg für die weltweite Bewegung gegen die Periodenarmut oder “period poverty”. Wie eingangs beschrieben, ist damit der fehlende Zugang zu Menstruationsartikeln gemeint, sowie den daraus resultierenden gesundheitlichen Folgen, wie Infektionen und psychische Belastungen. Besonders schlimm betroffen sind davon Menstruierende aus weniger fortschrittlich entwickelten Ländern, wie beispielsweise Kenia. Eine Studie der FSG-Organisation berichtete 2016, dass rund 65% der Mädchen und Frauen in Kenia keinen Zugang zu Menstruationsartikeln haben. Erschwerend kommt hinzu, dass oftmals die Möglichkeit einer hygienischen Lagerung fehlt sowie eine saubere Umgebung zum Wechseln der Produkte. Die Frauen sind damit hohen Gesundheitsrisiken ausgesetzt. 

Die Realität junger Mädchen: period poverty & period shaming

Doch das Problem ist näher an uns dran als gedacht. In Großbritannien beispielsweise leiden rund 10% der Mädchen und Frauen an Periodenarmut, wie eine Studie der Plan International zu diesem Thema zeigte. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass sich fast die Hälfte (48%) aller Mädchen zwischen 14 und 21 Jahren in Großbritannien für ihre Periode schämen. Diese Tatsache wirft die berechtigte These auf, dass es sich bei der Regelblutung noch immer um ein Tabuthema im öffentlichen Diskurs handelt, wie auch der Verein Social Period e.V. feststellt. “Neben fehlenden finanziellen Mitteln ist auch ein fehlender Zugang aufgrund einer stetigen Stigmatisierung der Menstruation ursächlich für Periodenarmut. Aus diesem Grund gilt auch die Enttabuisierung der Periode und korrekte Aufklärung über eine gesunde Menstruationshygiene als wichtiges Ziel im Kampf gegen die Periodenarmut.”, erklären die Gründerinnen von Social Period e.V. in einem Interview mit amazed

Auch in Deutschland existiert Periodenarmut

In Deutschland sind vor allem obdachlose Menstruierende von der Periodenarmut und deren Folgen betroffen. Social Period e.V. sammelt Sach-und Geldspenden, um eine hygienische und würdevolle Bereitstellung von Menstruationsartikeln für diese Menschen zu gewährleisten.

Die deutsche Politik sollte sich den Einsatz von Social Period e.V. und der schottischen Regierung zu Herzen nehmen. Während sie mit dem Beginn dieses Jahres zwar die Besteuerung von Periodenartikeln von den bisherigen 19% auf die 7%-ige Mehrwertsteuer der Güter des täglichen Gebrauchs herabsetzte, besteht trotzdem noch deutlich Luft nach oben. Menstruierenden aufgrund einer biologischen Gegebenheit Steuern zahlen zu lassen ist diskriminierend. Deswegen hier mein persönlicher Appell an die Politik und auch an uns als Gesellschaft: Lasst uns dem positiven Beispiel Schottlands folgen, den Dialog und die Aufklärung um die Regelblutung stärken und für eine Entstigmatisierung dieses Themas sorgen. 

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Bildquelle: Unsplash; CCO-Lizenz