Pokémon Go: Pikachu kehrt zurück und die Welt dreht durch
Im New Yorker Central Park wundert man sich schon lange nicht mehr darüber, wenn Touristen auf ihr Smartphone starrend durch die Gegend stolpern, statt die schöne Umgebung zu genießen. Doch was im Big Apple momentan abgeht, wundert selbst den Ur-Ur-New Yorker – denn solche Völkerwanderungen gab’s hier wohl seit der Eröffnung des „One World Trade Center“ nicht mehr.
Dabei ist diesmal gar nicht die x-te Sehenswürdigkeit Schuld an den ungewöhnlich großen Menschenmassen, die sich durch diese Stadt schieben, die bekanntlich niemals schläft – es ist eine Smartphone-App, von der die Amerikaner momentan geradezu besessen sind. Pokémon Go heißt das Spiel, von dem momentan alle Welt redet – denn sein Konzept ist einfach wie genial. Die berühmten Monster aus dem japanischen 90er-Jahre-Hit werden ganz einfach in die Jetzt-Zeit katapultiert: Nach dem Schnitzeljagdprinzip werden sie nicht mehr wie früher in einer Fantasiewelt gejagt, sondern in der realen Umgebung. Dazu nutzt die App ganz einfach die Standortdaten des Smartphones. Der Go-Spieler wird an echte Orte geschickt, dort hält er das Telefon mit der Smartphone-Kamera vor sich. Wenn er im Spiel auf eines der gesuchten Wesen trifft, wird dieses virtuell ins Live-Bild eingeblendet und der Spieler kann es schnappen. „Augmented Reality“ heißt dieses Prinzip – eine um virtuelle Elemente erweiterte Realität.
Eine unschlagbare Kombi
Diese Vermischung mit der Wirklichkeit ist der wahre Geniestreich der Firma Nintendo: „Pokémon Go“ wartet mit hochmoderner Technologie auf und lässt gleichzeitig jedes nostalgische Gamer-Herz nur so dahinschmelzen – eine unschlagbare Kombination. Außerdem werden vom Süße-kleine-Monster-Sammeln auch die Frauen abgeholt, die meist eher nicht so auf Videospiele stehen.
Am vergangenen Mittwoch erschien die japanische Neuauflage des Videospiels in allen amerikanischen App-Stores für iPhone und Android – und ist seitdem unangefochter Spitzenreiter. Keine andere App wird momentan häufiger runtergeladen und die ist ausgerechnet von Nintendo, der japanischen Firma, die auf dem Markt der Spielekonzerte fast gänzlich abgeschrieben wurde. Mit ihrem allerersten Smartphone-Spiel schoss der Aktienkurs der Firma nun um knapp ein Viertel in die Höhe – damit ist das Unternehmen umgerechnet knapp fünf Milliarden Euro mehr wert – und das, obwohl sich die App jeder kostenfrei runterladen kann. Verdient wird nur an In-App-Verkäufen.
Auch beim FC Bayern werden Pokémon gejagt
Bislang ist das Spiel zwar nur in den USA, Neuseeland und Australien auf dem Markt. Erfahrene deutsche Zocker werden über Umwege aber sicher einen – mehr oder weniger legalen – Weg finden, sich die App ebenfalls runterladen.
Und das, obwohl das Spiel durchaus seine Gefahren birgt und schon die eine oder andere erschreckende Gruselnachricht nach sich zog: In Wyoming entdeckte eine 19-Jährige auf der Suche nach einem Wasser-Pokémon eine Leiche und in Missouri sollen Diebe mehrere Opfer mit der App in eine Fall gelockt und ausgeraubt haben.
Momentan überwiegt jedoch noch immer eine stürmische Welle der Begeisterung und die ist, trotz nicht frei verfügbarer App, auch hierzulande schon angekommen – Sogar der FC Bayern München und der SPD-Politiker Andreas Schmidt sind offensichtlich schon fleißig dabei, niedliche Pokémon Monster zu jagen.
Carlo's first task as Bayern catch – find the best position for Pikachu. ? pic.twitter.com/5mYyrIWPH1
— ?? FC Bayern US ?? (@FCBayernUS) July 12, 2016