Die Lüge um „Protein-Produkte“: Wie die Lebensmittelindustrie uns täuscht

Die Marketing-Mogelpackung

Um als Produkt mit einem „hohen Proteingehalt“ oder „eiweißreich“ beworben zu werden, müssen laut EU-Recht mindestens 20 Prozent der Energie aus Proteinen stammen. Für „Proteinquelle“ sind mindestens 12 Prozent nötig. Die große Vielfalt an Produkten, ihre uneinheitliche Kennzeichnung und letztlich das positive Image des Begriffs „Protein“ machen das Angebot unübersichtlich. Aus diesem Grund untersuchte das Projekt Lebensmittelklarheit Produkte, die mit ihrem Proteingehalt werben. Das Ergebnis: 24 Prozent der mit „Protein“ beworbenen Produkte hatten keinen oder einen nur geringfügig höheren Proteingehalt als vergleichbare Produkte ohne Proteinwerbung. Gleichzeitig waren 86 Prozent der „Protein-Produkte“ im Marktcheck teurer als vergleichbare Lebensmittel. Jedes fünfte Protein-Produkt war mehr als doppelt so teuer wie das Vergleichsprodukt.

Sobald Protein auf der Verpackung steht, sind die Produkte deutlich teurer als vergleichbare Produkte, die einen ähnlichen oder sogar identischen Proteingehalt aufweisen. Viele der Produkte, die mit dem Zusatz „Protein“ gelabelt sind, enthalten außerdem bereits von Natur aus viel Eiweiß. So werden sogar Produkte wie Käse oder Nüsse plötzlich als extra Proteinquelle beworben.

Die Schattenseiten des Protein-Hypes

Das Bundesministerium für Ernährung warnt: „Außerdem sind Lebensmittel mit zugesetztem Eiweiß nicht automatisch gesünder. Häufig enthalten sie viel Fett oder Zucker und/oder diverse Zusatzstoffe. Deshalb empfiehlt es sich, ganz genau auf der Zutatenliste zu schauen, was in dem Produkt steckt“. In High-Protein-Produkten steckt viel Lebensmittelchemie, die sogar Allergien und Unverträglichkeiten auslösen können. „Diese Produkte sind hochverarbeitet und oft minderwertig: voller Aromastoffe statt vieler Früchte, voller fragwürdiger Süßstoffe, manchmal auch Stabilisatoren“, sagt Manuel Wichmann von Foodwatch. Wer sich proteinreich ernähren möchte, kann einfach auf Grundnahrungsmittel wie Quark, Linsen, Nüsse und Haferflocken zurückgreifen. Die kosten pro Gramm Eiweiß nur einen Bruchteil der Erzeugnisse aus dem Lebensmittellabor.

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Bildquelle: Nature Zen via Unsplash, CC0-Lizenz