Eine Frau im Gym

Gut aussehen als Racheakt? – Das Problem mit dem „Revenge Body“

Den/die Ex bereuen zu lassen, sich von einem getrennt zu haben, ist das Ziel eines „Revenge Body“. Worin das Problem liegt, lässt sich dabei schon am Namen erkennen.

Dazu, wie Männer und Frauen mit Trennungsschmerz umgehen, lieferte die Popkultur (insbesondere Filme und Serien) bisweilen sehr klischeegeladene Antworten. Männer gehen erstmal ins Gym pumpen, während sich Frauen weinend auf der Couch becherweise Eiscreme in den Korpus reinschaufeln, so die gängigste Vorstellung. Die Realität sieht natürlich nicht so eindimensional aus.

Sport, Diäten und Co. treten als Möglichkeit der Bewältigung aber immer wieder, auch geschlechterübergreifend, auf. Wenn das Ziel davon ist, sich in seiner eigenen Haut wohler zu fühlen, ist das auch nicht weiter problematisch. Aber immer wieder taucht da dieser Ausdruck auf: „Revenge Body“, zu Deutsch „Rachekörper“.

Selbstliebe aus Rache?

Menschen wollen sich bewusst in Topform bringen, um ihrem/ihrer Ex-Partner*in eins auszuwischen. Quasi, um im Nachhinein noch einmal sagen zu können: „Das hättest du alles haben können, wenn du mich nicht verlassen hättest!“. Aus diesem Konzept hat die Influencerin Khloé Kardashian nach ihrer Trennung von Lamar Odom eine eigene Reality-TV-Show gemacht. Online finden sich zudem zahlreiche Guides, die einem (meistens Frauen) zum „perfekten Revenge Body“ verhelfen wollen.

Es scheint also etwas zu sein, worüber sich erschreckend viele Menschen Gedanken machen. Erschreckend deswegen, weil die vermeintliche Logik dahinter sehr fragwürdig ist: Soll wirklich Rache das Motiv sein, aus dem wir das Beste aus uns herausholen wollen? Wollen wir einer Person, die wir früher mal gemocht haben (oder sogar immer noch mögen) ein schlechtes Gewissen machen, weil sie uns abserviert hat?

Klar ist es immer leichter gesagt als getan, „einfach darüber hinwegzukommen“. Aber verletzte Gefühle können nicht als Entschuldigung für „Rachefantasien“ herhalten, auch wenn letztere für unser Gegenüber vergleichsweise harmlos sind. Und überhaupt wollen wohl die wenigsten in einer Welt leben, in der uns jede Person, der wir irgendwann einmal das Herz gebrochen haben, noch ewig lang auf der Nase herumtanzt.

Vergebliche Liebesmüh

Es gibt auch keine Garantie dafür, dass unser „Revenge Body“ die Anerkennung bekommt, die er braucht: Unser*e Ex kann uns schließlich recht einfach ausblenden, wenn er/sie es will. Was bringt ein Revenge Body, wenn das Ziel unserer Rache uns keine Beachtung schenkt? In Wirklichkeit versteifen wir uns also nur darauf, was eine andere Person von uns denkt und verschwenden so nur unsere Zeit und Energie.

Bei den unzähligen Guides, die man so im Netz finden kann, stößt man früher oder später auch immer auf welche, die schnellere und bessere Ergebnisse versprechen – dafür aber vielleicht gesundheitliche Risiken beinhalten, über die wir in diesem Moment gar nicht nachdenken. Im Endeffekt geht es uns also nur noch mieser, als es uns nach der Trennung ohnehin schon ging.

Tu stattdessen DIR was Gutes!

Stattdessen sollten wir diese Aufmerksamkeit lieber uns selbst schenken: Sport zu machen ist kein schlechtes Geschenk an uns selbst, auf die eigene Ernährung zu achten ebenfalls nicht. Wir müssen es nur aus den richtigen Gründen machen – und zwar, damit es uns danach besser geht. Nicht, damit es jemand anderem schlechter geht. Das hat immerhin auch Khloé Kardashian im Nachgang herausgefunden, denn heutzutage sieht sie ihre Motivation von damals durchaus kritischer.

Diese Artikel könnten dir ebenfalls gefallen:

Bildquelle: Foto von Jonathan Borba auf Unsplash; CC0-Lizenz