Auto fahren

Effektive Tipps für Fahranfänger

Auch wer die Führerscheinprüfung besteht, ist grundsätzlich erst einmal Fahranfänger. Damit ist klar, dass Übung zunächst die wohl wichtigste Disziplin für diese Verkehrsteilnehmer ist. Denn statistisch gesehen sind Fahrzeuglenker im Alter zwischen 18 und 24 Jahren die häufigsten Unfallverursacher auf Deutschlands Straßen, hierzu hat das Statistische Bundesamt aufgrund der häufigen Nachfragen sogar eine eigens zusammengestellte Publikation veröffentlicht. Damit die Probezeit und das erste Auto erfolgreich umgesetzt werden können, gibt es dementsprechend einiges zu beachten.

 

Probezeit erfolgreich bewältigen

 

Seit 1986 müssen Führerscheinneulinge laut Straßenverkehrsordnung eine Probezeit von zwei Jahren absolvieren. Wer in diesem Zeitraum durch Verkehrsverstöße auffällt, muss teure Aufbauseminare besuchen und mit einer Verlängerung der Probezeit rechnen. Diese Hürde wird von den meisten Fahranfängern allerdings problemlos bewältigt, sodass sie nach den zwei Jahren über einen unbegrenzt gültigen Führerschein verfügen. Wichtig zu wissen ist, dass es drei Kategorien von Verkehrsverstößen gibt, die die Probezeit beeinträchtigen. Dazu gehören:

1. Kleinere Delikte, die mit einem Verwarngeld von unter 40 Euro geahndet werden

2. Zuwiderhandeln gegen die Straßenverkehrsordnung wie Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung, technische Fahrzeugmängel am Auto

3.Schwerwiegende Verstöße wie Trunkenheit am Steuer, Unfallflucht, aber auch falsches Überholen, Vorfahrtsverletzung oder Überfahren einer Ampel bei Rotlicht, zu geringer Sicherheitsabstand

 

Hilfreiche Tipps für Fahranfänger (und die restlichen Verkehrsteilnehmer)

 

Übung ist das Erfolgsgeheimnis

Zu empfehlen ist, dass Führerscheinneulinge unmittelbar nach der bestandenen Prüfung weiter mit dem Auto unterwegs sind und dabei erstmal kürzere Strecken zurücklegen. So bekommen sie am schnellsten die notwendige Routine. Eltern können hier entsprechend unterstützen, indem sie ihre Kinder selbst ans Steuer lassen oder den Wagenschlüssel weitergeben, um für Übungsfahrten zu sorgen.

Faktor Zeit ist wichtig

Wer die ersten Male alleine hinter dem Steuer Platz nimmt, kann von der Komplexität schnell überfordert sein. Denn mit Blinken, Schalten, Lenken und das vielleicht auch noch gleichzeitig kommt viel auf den Novizen zu, das im ersten Moment noch nicht glatt von der Hand geht. Wichtig ist, dass die jungen Fahrer sich hier entsprechend Zeit lassen und besonnen reagieren. Die Deutsche Verkehrswacht warnt in diesem Zusammenhang, dass Stress zu unbedachtem und riskantem Handeln führen kann. Klar ist auch, dass Fahranfänger oftmals Risiken im Straßenverkehr noch nicht ganz richtig einschätzen können. So manch einer gibt sich zudem sicherer, als er vielleicht in Wahrheit überhaupt ist.

Es kommt immer wieder vor, dass Verkehrsteilnehmer die Nerven verlieren und wenn es nicht ganz flüssig auf der Straße zugeht, zu hupen, fluchen oder drängeln beginnen. Doch dann ist es vor allem für Fahranfänger wichtig, dass sie sich davon nicht einschüchtern lassen oder die Nerven verlieren. Sie sind weitgehend noch in der Lernphase und dafür sollten die übrigen Verkehrsteilnehmer Verständnis haben. Immerhin waren sie einmal in der gleichen Situation.

Tempo im Griff haben

Anfänger hinter dem Lenkrad tun sich oft schwer, Risiken im Straßenverkehr richtig einzuschätzen. Nicht nur deshalb besteht die Gefahr, dass sie schneller unterwegs sind, als es eigentlich ihrem derzeitigen Können entspricht. Überhöhte Geschwindigkeit zählt unter den Führerscheinneulingen hierzulande zu den häufigsten Unfallursachen. Auch Situationen in der Dunkelheit oder im Herbst bei Laub auf den Straßen können von Anfängern schwer eingeschätzt werden. Deshalb kommt dem angemessenen Tempo eine enorm wichtige Bedeutung zu.

Konzentration hinter dem Lenkrad ist gefragt

Wer sich die aktuellen Unfallstatistiken ansieht, stellt fest, dass Ablenkungen hinter dem Steuer eine echte Unfallgefahr darstellen. Denn wer sich nicht richtig konzentriert, hat keinen Blick für die Straße. Gefährlich sind vor allem: das Einstellen von Radio oder Navi, Rauchen oder Essen, Streit mit dem Beifahrer oder das Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung.

 

Das erste eigene Auto

 

Ist der Führerschein bestanden, fehlt nur noch der passende fahrende Untersatz zur neugewonnen Freiheit. Dabei stellt sich die Frage: Neu oder gebraucht? Das ist nicht nur eine finanzielle Frage des Fahrzeugkaufes, sondern umfasst auch die Themen Sicherheit und Ausstattung des Autos.

Klar ist, dass ein Neuwagen mit dem einen oder anderen technischen Extra schnell 10.000 Euro und mehr kosten kann. Fahrzeuge aus zweiter oder sogar dritter Hand sind da schon für weniger Geld zu haben, doch grundsätzlich sollte man allzu guten Schnäppchen skeptisch gegenüber stehen. Meist gibt es gewichtige Gründe, warum sich ein Besitzer so schnell vom Wagen trennen möchte. Wer einen Gebrauchtwagen kaufen möchte, sollte unbedingt ein entsprechendes Gutachten von einer unabhängigen Stelle wie dem ADAC anfertigen lassen, um auch den Wert des Fahrzeuges richtig einzuschätzen.

Neben dem Anschaffungspreis muss ein Fahranfänger auch für den Unterhalt seines Wagens monatlich einige Euros zur Verfügung haben. Bei einem Neuwagen gehen Experten von Mindestkosten in Höhe von 300 Euro monatlich aus. Diese werden für Benzin, KFZ-Steuer und Versicherung, Autowäsche und Pflege, Reparatur, Wartung und Reifen ausgegeben. Dazu kommt bei Neuwagen ein relativ hoher Werteverlust in den ersten drei Jahren, bei dem meist nur mehr die Hälfte des ursprünglich bezahlten Kaufpreises übrig bleibt. Wer sich einen Gebrauchten zulegt, muss sogar mit noch höheren laufenden Kosten rechnen.

 

In Sachen Technik auf Sicherheit setzen

 

Wer sich als Fahranfänger für einen Neuwagen entscheidet, wählt meist einen Wagen mit entsprechend hohem technischem Standard. Auch in Sachen Mängelhaftung und Herstellergarantie haben die meisten Händler viel zu bieten, wobei auch bereits einige Gebrauchtwagenhändler zu diesen Garantien übergegangen sind. Zu einem entsprechenden Aufpreis kann man diese Zusatzleistungen erwerben. Doch der technische Standard bleibt ein wesentliches Argument für den Neuwagenkauf, denn ESP, Airbags und Lenkkraftunterstützung stellen gerade für Fahranfänger eine wesentliche Erleichterung zur Erlangung der Fahrpraxis dar.

 

Bei der Versicherung auf Details achten

 

Wer in Deutschland ein Fahrzeug auf öffentlichen Straßen bewegt, muss über eine entsprechende Haftpflichtversicherung verfügen. Und gerade das kann für Fahranfänger ein enormer Kostenfaktor sein, denn ihnen werden meist nur hohe Versicherungsbeiträge verrechnet. Wer hier auf der Suche nach einer günstigen Variante ist, sollte einige Ratschläge beachten und vor Abschluss der Versicherung die Vertragsdetails vergleichen.

Führerscheinneulinge sind unerfahren und gelten damit statistisch gesehen als Unfallverursacher Nummer Eins. Entsprechend dieser Meinung werden sie in der Regel mit besonders niedrigen Schadenfreiheitsklassen wie zum Beispiel SF0 oder SF1/2 eingestuft. Damit steigt der Versicherungsbeitrag teilweise um bis zu 240 Prozent gegenüber dem Durchschnittsautofahrer. In diesen Preisregionen muss teilweise mit einem Versicherungsbeitrag von jährlich bis zu 1000 Euro gerechnet werden. Der Weg in eine günstigere Schadenfreiheitsklasse dauert noch dazu bis zu drei Jahre, wenn in diesem Zeitraum keine selbst verschuldeten Unfälle von der Versicherung zur Leistung übernommen werden müssen.

Um hier die Höchstprämie zu verhindern, gibt es die Möglichkeit der sogenannten Zweitwagenregelung. Die funktioniert so, dass das Fahrzeug eines Fahranfängers durch einen Dritten, zum Beispiel ein Elternteil, die Großeltern oder den Partner, als Zweitwagen mitversichert wird. So wird die teure Fahranfänger-Versicherung effektiv umgangen, da das Fahrzeug über einen erfahrenen Autofahrer und damit in einer günstigen Schadenfreiheitsklasse versichert wird. Wer hier auf den Anbieter achtet, der findet möglicherweise sogar einen, der anbietet, den zweiten Wagen in der gleichen Schadenfreiheitsklasse zu versichern wie den Erstwagen. Damit wären die Versicherungsbeiträge besonders gering.

 

Eine niedrigere Typklasse

 

Eine weitere Maßnahme, die zu einer geringen Prämie führen kann, ist wenn man sich als Fahranfänger für ein Fahrzeug der niedrigen Typklasse entscheidet. Denn grundsätzlich werden Fahrzeuge in sogenannte Typklassen eingeteilt. Und klar ist, je niedriger die Typklasse eines Fahrzeugmodells, desto geringer auch die Versicherungsprämie der KFZ-Haftpflicht. Auch unterschiedliche Zahlungsmodalitäten wie Zahlung im Voraus oder per Bankeinzug bzw. der kompletten Jahresprämie in Einem, hilft Fahranfänger beim Sparen. Ein wichtiger Termin, der die Versicherung zusätzlich günstig machen kann, ist die Frist von drei Jahren nach Bestehen des Führerscheines. Denn dann hat der Neuling das Recht, in eine niedrigere Schadensfreiheitsklasse eingestuft zu werden. Natürlich spielt es auch eine Rolle, wenn mehrere Familienmitglieder beim gleichen Anbieter Policen laufen haben. Damit kann man oft einen deutlichen Rabatt in Anspruch nehmen.

Darüber hinaus gibt es noch einige weitere hilfreiche Tricks beim Versicherungsabschluss wie etwa die Übernahme der Schadensfreiheitsklasse eines Verwandten, die Wahl des richtigen Versicherungsumfangs oder aber die Inanspruchnahme besonderer Leistungen wie Fahrsicherheitstrainings, die ebenfalls von einigen Versicherern honoriert werden. Diese werden an folgender Stelle nochmals detailliert erläutert.

 Grafik Auto Fahren

Auf Zusatzversicherungen achten

 

Neben der KFZ-Haftpflichtversicherung, die gesetzlich vorgeschrieben ist, gibt es noch die Möglichkeit, sein Fahrzeug mittels Kaskoversicherungen abzudecken. Dies ist vor allem dann zu empfehlen, wenn man sich einen Neuwagen oder ein Fahrzeug mit besonders hochwertiger Ausstattung zulegt. Manche Finanzierungsdienstleister verlangen diese Versicherung sogar beim Ratenkauf eines Neuwagens für die ersten zwei bis drei Jahre nach der Anmeldung. Grundsätzlich gewährleisten diese Policen, die als Vollkasko und Teilkasko abgeschlossen werden können, die Regulierung bei selbst verursachten Schäden. Manche Anbieter haben in diesen Policen aber auch weitergefasste Schäden wie Vandalismus, Marderbiss, Kabelbrand, Diebstahl, Glasbruchschäden, Einwirkungen von Sturm, Hagel oder Blitz eingeschlossen, sodass bei diesen Formen der Kaskoversicherung tatsächlich umfassender Schutz geboten wird. Es gibt im Wesentlichen zwei Formen dieser Versicherung und zwar die mit Selbstbehalt und die, die ohne Selbstbehalt geleistet wird. Es liegt auf der Hand, dass der Unterschied dieser beiden vor allem in der Prämienbemessung zu suchen ist.

Fahranfänger sollten zwar auf die Kosten der Mobilität achten, doch klar ist auch, dass nicht jede Police unbedingt notwendig ist oder entsprechenden Schutz bietet. Wichtig ist, dass man sich angemessen im Verkehr bewegt und sich tatsächlich Sicherheit und Praxis aneignet. Wer hier begreift, dass es im Straßenverkehr nur ein rücksichtsvolles Miteinander gibt, das auf gegenseitigem Respekt basiert, hat eine der wichtigsten Verkehrsregeln bereits begriffen.

 

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Bild 1: Nikita Starichenko/ 212458561/Shutterstock.com, Bild 2: ChandraPhoto/ 1245210/Shutterstock.com