Resilienz: Was im Lockdown schwerfällt
Täglich grüßt das Murmeltier – mit nichts Neuem. Spaziergänge ersetzen die durchzechte Partynacht, das aufregende Date und den Museumsbesuch. Im Lockdown gibt es nicht viele Möglichkeiten und der öffentliche Raum fällt weg. Das ist im ersten Moment einfach traurig, kann aber auch schwerwiegendere Folgen für das eigene Wohlbefinden haben. Uns fehlt die Resilienz, das Abstand nehmen von uns selbst und die Auszeit vom stressigen Job oder der Familie.
Im Lieblingscafé kann man Stunden verbringen und dabei das Gewusel der Stadt beobachten oder in Tagträumen versinken. Durch die Bücherei kann man schlendern und sich von Buchrücken zu Buchrücken verzaubern lassen. Nachts im Club kann man die Sorgen vergessen und sich nur aufs Tanzen konzentrieren. Diese Orte fallen in Corona-Zeiten weg und wir haben nur begrenze Möglichkeiten, vor unseren Gedanken zu fliehen – das kann gefährlich sein.
Es fehlen die öffentlichen Räume, in denen wir uns von uns selbst distanzieren können. An diesen Orten tauchen wir Menschen normalerweise in der Masse ab, sind also nicht mehr bei uns, sondern Teil einer Atmosphäre und Teil des Stroms. Diese Momente bieten uns Auszeit und Entlastung. Kurz gesagt: Durch die öffentlichen Orte bekommen wir eine Auszeit und diese stärkt unsere Resilienz. Wer resilient ist, den bringt nicht viel aus der Ruhe. Per Definition: „Der Begriff Resilienz bezeichnet allgemein die Fähigkeit des Menschen, außergewöhnliche Anforderungen und schwierige Situationen ohne negative Folgen für die psychische Gesundheit zu bewältigen.“ Durch Resilienz können Menschen also schwere Schicksalsschläge durchstehen und durch stabile soziale Kontakte und ein intaktes Selbstbild nicht die Fassung verlieren. Und das ist wichtig, denn im Alltagsstress brauchen wir einen inneren Anker, der uns hält. Laut aktuellen Forschungen sollen die meisten Menschen die Fähigkeit haben, resilient zu sein. Aber durch den Lockdown trennt sich Privates und Öffentlichkeit nicht mehr. Job, Familie, Liebe und Freundschaft laufen vom Bett aus. Essen gehen gleicht jetzt Bestellen. Alles muss zu Hause stattfinden und so vermixen sich Auszeit und Alltag, was langfristig nicht funktioniert. Wir müssen deshalb bewusst darauf achten, uns unsere Zeit so einzuteilen, dass wir trotzdem Freiraum und Distanz von uns selbst bekommen.
Genaue Arbeitszeiten einhalten ist Tipp Nummer Eins. Keine Arbeit vor sich herschieben und dann noch eben zwischen Abendessen und Filmabend erledigen. Es sollte trotz räumlicher Eintönigkeit eine klare Trennlinie zwischen Job und Privatem geben. Außerdem ist es essentiell wichtig, sich zu bewegen, Sport zu machen, um so den Kopf freizubekommen. Sport scheint ein Ausweg aus der Corona-Monotonie, der Glücksgefühle frei und die Gedanken pausieren lässt. Und auch für Esoterik-Skeptiker*innen ist Meditieren eine tolle Möglichkeit um abzuschalten. In den Minuten der Stille sollte man sich darauf konzentrieren, alle Gedanken wie Blasen vorbeiziehen zu lassen und vor allem nichts zu bewerten. Das ist schwierig – aber machbar. Bewusste Zeiten zum Abschalten sind also ein weiterer Weg zur Resilienz.
Auch wenn wir momentan nur den Park haben, um uns räumlich vom Alltagsstress zu trennen, können wir aber auch so abschalten. Und das geht nur, wenn wir uns bewusste Auszeiten genehmigen und uns eine Routine schaffen. Am Ende geht es den meisten Menschen im Lockdown gleich: Langsam werden sie müde und uninspiriert. Mit der richtigen Portion Resilienz schaffen wir es aber vielleicht, uns zu sagen, dass Hoffnung in Sicht ist. Auch nach dieser Krise wird die Sonne wieder scheinen.
Folge ZEITjUNG auf Facebook, Twitter und Instagram!
Bildquelle: Foto von Tim Samuel von Pexels; Instagram