„Sam – Ein Sachse“: Hauptdarsteller Malick Bauer im Interview
Malick Bauer spielt den Protagonisten in der neuen Serie „Sam – Ein Sachse“, die am 26. April 2023 ihre internationale Premiere auf Disney+ feiert: Wir haben den Hauptdarsteller für ein Interview getroffen.
Am 26. April 2023 bekommen Menschen weltweit Zugang zu einer Story aus Sachsen: Die neue Serie „Sam – Ein Sachse“ erscheint auf Disney+ und erzählt die wahre Geschichte von Samuel Njankouo Meffire, dem ersten Schwarzen Polizisten Ostdeutschlands. Im Kampf um Gerechtigkeit eckt er immer wieder an, bis er im Laufe der Zeit schließlich selbst in kriminelle Kreise gerät und zum international gesuchten Staatsfeind wird.
Die Serie basiert auf dem Buch „Ich, ein Sachse“ von Samuel Njankouo Meffire und umfasst sieben Episoden. Malick Bauer verkörpert die titelgebende Hauptfigur Sam. Wir haben mit ihm über seine Rolle sowie seine Perspektive auf rassistische Diskriminierung gesprochen.
ZEITjUNG: Als du das Drehbuch zum ersten Mal gelesen hast, was hat dich da überzeugt, in genau dieser Serie mitwirken zu wollen?
Malick: Als ich das erste Mal in Kontakt mit der Serie gekommen bin, gab es noch gar kein Drehbuch. Da gab es nur grob eine Idee zu der Serie. Als ich recherchiert habe, hat das Internet dann ein paar Videos von Samuel ausgespuckt. So hab ich festgestellt, dass das ein Mensch ist, der hochgradig interessant ist: eine tragische Figur des 21. oder 20. Jahrhundert – je nachdem, wie man rechnen möchte. Und das hat mich sofort aktiviert, weil er eben komplex ist. Weil er Gutes getan hat, weil er Schlechtes getan hat und für mich als Schauspieler einfach eine Traumrolle ist. Dann war ich also mit der Rolle besetzt, aber es gab halt noch keine Partner, weil das Land noch nicht so weit war, das zu machen, würde ich jetzt mal so sagen. Aber mit „Black Lives Matter“ und der Welle, die dann auch hier in Deutschland angekommen ist, hat Gott sei Dank eine Auseinandersetzung mit Rassismus auf einem neuen Niveau begonnen. Das waren die äußeren Umstände, die begünstigt haben, dass wir diese Serie machen durften.
ZEITjUNG: Was hältst du von deiner Rolle Sam?
Malick: Sam ist ein Mann, der aus einem Utopiegedanken für Deutschland handelt und der versucht, über Leistung Anerkennung zu erzwingen. Und immer wenn das funktioniert, ist alles gut. Wenn es nicht funktioniert und irgendwelche Systemdeckel auf diesen großen inneren Motor treffen, dann wird es schwierig. Er ist jemand, der sehr getrieben ist, der sehr nach vorne geht, unbedingt diesem Land helfen will. Er selbst nimmt es in bürgerkriegsähnlichen Zuständen wahr – weil es so gestimmt hat, besonders wenn es durch den Filter einer Schwarzen Person geht, wenn man an Hoyerswerda oder Lichtenhagen denkt. All diese Sachen, die wir jetzt immer kleinreden. Nichts ist daran kleinzureden gewesen, und dementsprechend radikal hat er sich eingesetzt, und so sind dann Fehler passiert. Trotzdem weiß ich, dass diese Fehler einen integren Kern haben. Das Schlechte tun, für die gute Sache. Abgesehen davon macht es auch ganz viel Spaß, Fehler und eben das Düstere zu spielen, was in uns allen schlummert.
ZEITjUNG: Hast du selbst Erfahrungen mit rassistischer Gewalt gemacht?
Malick: Ja. Das ist die Kurzversion der Antwort. Aber ich muss auch immer gleichzeitig dazu sagen: Ich lebe in der bestmöglichen Generation im bestmöglichen Land. Ich weiß nicht, wo es in den letzten 500 Jahren besser war für Menschen, die wie ich aussehen – ganzheitlich betrachtet. Afrika wurde vom Kolonialismus verwüstet, aber es ist leider Teil der Realität, und auch dafür, dass das anders wird, werde ich mich versuchen einzusetzen. Aber was das Gesundheitssystem, das Bildungssystem und all diese Sachen angeht, bin ich auch stolzer Deutscher. Dementsprechend weiß ich auch immer, dass ich zwar Rassismus erlebt habe – aber eben nicht so viel wie die Menschen, die vor mir da waren. Ich lebe Gott sei Dank in der neueren Zeit, aber ich versuche, die Resilienz der älteren Geschwister beizubehalten. Es ist jetzt meine Aufgabe, mich mit dem Staffelstab in der Hand weiter dafür einzusetzen, dass es noch besser wird. Für die gesamte Gesellschaft.