Scanner

Alles oder nichts: Was sind eigentlich Scanner-Persönlichkeiten?

Was steckt dahinter?

Der Begriff Scanner-Persönlichkeit geht auf die amerikanische Autorin Barbara Sher zurück, die sich in ihrer Arbeit vor allem mit Menschen beschäftigt, die Schwierigkeiten in der Zielfindung und Motivation haben. Sie fand heraus, dass es Menschen gibt, die sich lieber kurz und intensiv mit einer Thematik beschäftigen, als tiefer in die Materie einzusteigen und sich dort zu spezialisieren. Scanner sind dementsprechend hoch funktionale Generalisten mit der Fähigkeit sich schnell und effizient in neue Bereiche einarbeiten zu können. Klingt an sich doch erstmal gar nicht so schlecht, oder? „Stimmt“, meint Katrin. „Das Problem von Scannern ist auch nicht ihre Persönlichkeit, sondern die Anforderungen der Gesellschaft. Ich glaube nicht, dass ich meine Menge an Interessen je als Problem empfunden hätte, wenn mir mein Umfeld nicht ständig suggeriert hätte, dass ich mich endlich mal festlegen müsse.“

Wo liegt das Problem?

Recht hat sie! Im Laufe der Jahre hat die Gesellschaft und die Psychologie im Speziellen eine Vielzahl an Namen für Menschen entwickelt, die sich fühlen wie Katrin. Egal ob Multiprofessionals, Multipotentialites, Vielbegabte, Generalist oder Hans Dampf in allen Gassen – alle diese Begriffe beziehen sich auf denselben Typ Mensch. Da unsere Arbeitswelt jedoch darauf ausgelegt ist, nach Spezialisten zu suchen, fallen Scanner häufig durch’s Raster. Warum also das Narrativ nicht einmal herumdrehen? „Ich finde Scanner sind eigentlich vielseitig begabte Menschen. Wir sind in der Lage Zusammenhänge sehr schnell zu verstehen und uns neue Skills anzueignen. Haben wir einmal verstanden, wie eine Aufgabe funktioniert, wird uns langweilig“, meint Katrin. „Was uns jedoch oftmals fehlt, ist das Talent uns zu organisieren. Da muss jeder einen Weg für sich finden. Aber sobald man in der Lage ist, seine Ideen zu kanalisieren, ist man nicht mehr aufzuhalten!“ Sie grinst breit und setzt sich gerader hin. „Für Unternehmen, die ihren Mitarbeitern vertrauen und Freiheiten lassen, sind wir Scanner eigentlich Gold wert. Wir sind super in Projektarbeiten, haben viele Ideen und denken auch mal um die Ecke. In veralteten Strukturen gehen wir aber ein. Es ist total schade, dass so viele Arbeitgeber das Potential von Scannern verkennen.“

Katrin hat ihre Nische zum Glück gefunden und auch ihr Umfeld belächelt sie nicht mehr für ihre Ideen. Stattdessen wird sie um Rat gefragt oder für ihren Lebenslauf bewundert. Denn wer kann schon von sich behaupten, trotz Vollzeitjob und Studium, heute nicht nur fließend japanisch und französisch zu sprechen, sondern auch seine ganze Wohnung in Eigeninitiative renoviert zu haben? Wer es dann auch noch schafft, gut auf sich und seine Psyche aufzupassen, dem stehen wirklich alle Türen offen.

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Bildquelle: Monstera von Pexels; CC0-Lizenz