Schauspieler Ludwig Trepte im Interview: „Ich muss nicht nur gefallen!“

Du schauspielerst ja schon seitdem du 12 bist. Was wärst du denn gerne geworden, wenn du kein Schauspieler geworden wärst? Architekt vielleicht?
Als Kind hat man viele Ideen. Ich wäre immer gerne Pilot geworden. Und tatsächlich mache ich gerade einen Pilotenschein. Fliegen bedeutet für mich Freiheit. Man steigt in eine andere Dimension hoch. Man sieht die Welt aus einer anderen Perspektive. Von oben wird alles klein und minimalistisch, irgendwie klarer.

Statt Pilot wurde es doch die Schauspielerei: Wie kam es, dass du schon in so jungen Jahren zum Schauspielern gekommen bist?
Das war meine Mutter. Ich bin ein Wendekind, die Mauer fiel und meine Eltern hatten damit viel zu kämpfen. Sie wollte, dass ich es mal besser habe, als sie. Sie sah etwas in mir, von dem sie glaubte da habe ich Chancen und meldete mich bei einer Kinderagentur an. Und dann habe ich recht schnell einen Tatort gedreht.

Bist du deiner Mama dankbar dafür oder denkst du eher, sie hat dich in eine Richtung gedrängt?
Natürlich bin ich dankbar. Sie hatte da wohl einen mütterlichen Instinkt. Nein, sie hat mich nicht gedrängt, sondern mir den Weg geebnet.

Der Instinkt hat sie nicht getäuscht. Von der Presse wirst du viel gefeiert, vor allem für „Unsere Mütter, unsere Väter“ – was würdest du denn sagen, war für dich persönlich dein größter Erfolg?
Das kann ich nicht beantworten. Erfolg kommt in Intervallen. Er kommt und meistens ist es so, dass wenn man in dieser Erfolgssuppe steckt, man ihn gar nicht wahrnimmt, sondern eher dann, wenn man ihn wieder verliert. Bei „Unsere Mütter, unsere Väter“ war das anders, weil uns international viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, das kriegt man dann natürlich schon mit.

Und wie hast du den Erfolg und den Wirbel um dich dann wahrgenommen?
Damit kann ich gut umgehen. Erfolg ist subjektiv. Ich sehe das nicht so ernst, denn das birgt in gewisser Weise auch immer eine Gefahr. Ich finde es schwierig zu behaupten, jemand ist besser als der andere – es spielt so viel mehr mit rein: das Buch, das Set, die Kollegen… Und dann sitzen da 15 Leute und meinen sagen zu können, einer sei besser als der andere. Das ist Kunst und somit Geschmackssache. Erfolg für mich ist, wenn du am Set stehst und die Leute wirklich vereinnahmst, wenn der Kabelträger während du spielst nicht mehr auf sein Handy schaut, sondern zu dir: Das ist Erfolg und macht Spaß.

Wenn du die Rolle also authentisch und vereinnahmend spielst. In welchen Rollen fühlst du dich denn generell am Wohlsten?
Das tue ich, wenn ich eine Person wirklich verstehe, wenn ich mir sicher bin und meine Hausaufgaben vorher so gemacht habe, dass ich der Rolle gerecht werden kann.

Wie bereitest du dich denn vor?
Das kommt darauf an. Bei historischen Projekten muss man beispielsweise viel über die Zeit erfahren, man liest viel oder schaut Dokus.

Hast du nach einem Dreh Schwierigkeiten die Rolle wieder abzulegen?
Ja. Unbewusst nimmt man alles mit. Das sind alles Erfahrungen und das Gehirn kann vermutlich gar nicht unterscheiden zwischen Fiktion und Realität.

Das heißt, das prägt dich auch.
Absolut. Die Rollen werden zu Verhaltensmustern, die man mit sich rumschleppt. Man weiß natürlich wer man ist, man hat eine Idee davon, aber ich komme nicht nach Hause und es ist alles wieder weg. Das Ablegen dauert länger als die Vorbereitung.

Apropos Rollen. Du bist auch auf Social Media aktiv. Würdest du sagen, dass du dort eine Rolle verkörperst oder bist das wirklich du?
Natürlich verkaufe ich dort. Ich bin ja nicht nur einer. Ich bin viele: Ich bin nicht nur der Ludwig, der auf Insta ist oder der Ludwig, der gerade mit dir redet, ich bin auch der Schauspieler-Ludwig, der Papa-Ludwig, der laute, sowie der leise Ludwig – ich bin so viel Ludwig. Somit ist das alles ein Teil von mir. Ich verkaufe keine fremde Person auf Instagram. Ich gebe nicht die ganze Zeit etwas vor, das ich gar nicht bin. Es ist eher so, dass ich einen Teil von mir zeige und Preis gebe, aber eben nicht alles – das würde den Rahmen sprengen.

Zeigst du online vor allem den Sonnenseiten-Ludwig?
Nein, das würde ich nicht sagen.

Weil die Leute auch das „wahre“ Leben inklusive Schattenseiten sehen wollen?
Das ist eine intuitive Entscheidung. Klar, denke ich darüber nach, was ich poste. Aber ich zeige nicht nur aus Eitelkeit und Wertung das, wovon ich denke nicht gerichtet zu werden. Ich muss nicht nur gefallen. Als DRK-Botschafter mache ich beispielsweise auch auf aktuelle Geschehnisse aufmerksam und da geht es nicht um Likes, sondern darum relvanten Themen eine öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen.

„Die neue Zeit“ erscheint im Herbst auf Arte und ZDF.

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Beitragsbild: © Nils Schwarz