Elch

Schwedisches „Slow-TV“ oder: Warum Menschen auf Elche starren

Manch eine Tradition muss von außen betrachtet schon etwas skurril wirken: So etwa, wenn sich die Elche in Nordschweden auf ihre alljährliche Wanderung im Frühjahr begeben und zahlreiche Schwed*innen dies live im TV mitverfolgen.

Möglich gemacht wird dies durch dutzende Kameras und Kabel im Wald, die das rund zweiwöchige Naturphänomen in Echtzeit streamen. Hin und wieder bekommst du also einen Elch oder ein anderes Tier zu sehen, doch die meiste Zeit passiert nichts. Zumindest nichts, was viele von uns als „aufregend“ oder „interessant“ bezeichnen würden. Und dennoch schauen sich das Jahr für Jahr mehrere Millionen von Menschen an: Allein über das Internet, wo die Live-Bilder weltweit eingesehen werden können, erfolgen jährlich fast 15 Millionen Zugriffe. Noch dazu laufen die Bilder sowohl im schwedischen als auch im finnischen Fernsehen. Was steckt dahinter?

Ein langer Moment der Entspannung

Der Elch allein ist nicht für dieses große Interesse verantwortlich. Wer hier überhaupt irgendein Tier sehen will, muss länger als nur ein paar Minuten stillsitzen können: Klar könnten wir stattdessen alle fünf Minuten den Sender wechseln, weil uns das Programm bereits wieder verloren hat. Sicher können wir uns noch haufenweise überladene Videos auf TikTok oder YouTube anschauen und damit vielleicht eine weitere Stunde totschlagen. Entspannung sieht aber anders aus und gerade die kommt doch in unserem meist hektischen Leben viel zu kurz.

„Ich denke, es geht nicht nur um den Elch, der ein faszinierendes Tier ist. Es ist das Konzept, stundenlang zuzusehen, wie nichts passiert.“

Anders Lindberg, Kolumnist

Dieses Konzept meditativen Fernsehens hat auch einen passenden Namen, es heißt nämlich „Slow-TV“. Besonders in den skandinavischen Ländern wird es aufgrund seiner beruhigenden Wirkung seit Jahren immer beliebter.

Falls du jetzt Lust auf eine meditative Naturkulisse mit gelegentlicher Elch-Sichtung bekommen hast: Der diesjährige Stream läuft nach heutigem Stand noch immer.

Verwendete Quellen:

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Bildquelle: Emanuel Chapdelaine via Pexels, CC0-Lizenz