Schwimmendes Protestcamp: Greenpeace verteidigt die Nordsee

Greenpeace protestiert auf der Nordsee gegen geplante Gasbohrungen vor der Insel Borkum: Mit einem schwimmenden Protestcamp wollen sie den Bau einer Gasplattform verhindern. Mirja Jäger, Sprecherin von Greenpeace, sagte dem NDR Niedersachsen, dass die Aktivist*innen auf drei Rettungsinseln eingerichtet sind. Jede Insel ist nachts mit zwei Personen besetzt. Aus Sicherheitsgründen zogen sie ihre Schlauchboote und Kajaks über Nacht zurück.

Protestblockade erschwert Arbeiten

Am 30. Juli 2024 starteten etwa 20 deutsche und niederländische Umweltaktivist*innen von Borkum aus zu den geplanten Bohrplattformen, die etwa 23 Kilometer nordwestlich der Ostfriesischen Insel liegen. Die verankerten Rettungsinseln machen das Anlegen von Versorgungsschiffen schwieriger. Das beteiligte Unternehmen One-Dyas berichtete, dass das beladene Schiff „Sea Seraya“ vorerst nicht weiterfahren kann. Ein Kranschiff für die Aufbauarbeiten ist jedoch schon vor Ort. Die Stadt Borkum kündigte an, dass der Aufbau der Gasbohrplattform noch diese Woche beginnen soll.

Polizei schaut zu

Die Wasserschutzpolizei aus Niedersachsen begleitet das schwimmende Greenpeace-Protestcamp mit Booten, greift aber nicht ein. Auch die niederländische Küstenwache hilft zeitweise vor Ort. Die deutschen Behörden betonen, dass der Protest in niederländischen Hoheitsgewässern stattfindet. Eine Sprecherin der Wasserschutzpolizei sagte, dass die Demonstration zwar nicht angemeldet sei, aber durch die Versammlungsfreiheit erlaubt ist, solange keine Gefahr für die Teilnehmer*innen besteht und sie friedlich bleiben.

One-Dyas: Protest bringt Risiken

One-Dyas akzeptiert die Proteste von Greenpeace, solange sie friedlich bleiben. Der niederländische Öl- und Gaskonzern beschwert sich jedoch, dass die Aktion die Arbeiten auf der Baustelle stört und unerwartete Unterbrechungen ein erhöhtes Unfallrisiko für Menschen, Natur und Umwelt mit sich bringen könnten. Die Behörden seien über den Protest informiert worden. One-Dyas betonte, dass Erdgas aus der Nordsee bis zu einem vollständigen Übergang zu erneuerbaren Energiequellen die beste Wahl bleibe.

Die Förderplattform, mit der One-Dyas Erdgas fördern will. © Greenpeace

Umweltschützer warnen vor Schäden

Umweltschützer*innen befürchten große Schäden für das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer und die benachbarten Inseln. Greenpeace warnt vor der Zerstörung von Unterwasserbiotopen und Riffen im Bereich der Bohrstelle und entlang der Kabeltrasse für die Stromversorgung. Eine Aktivistin betonte, dass hier einzigartige und schützenswerte Lebensräume im Wattenmeer auf dem Spiel stehen.

Bereits im Juni 2024 protestierten Greenpeace-Aktivist*innen gegen die geplante Gasbohrung und befestigten sich vorübergehend auf einer Plattform. Eine einstweilige Verfügung des Obersten Gerichtshofs der Niederlande stoppte die Bauarbeiten vorläufig, dieser Baustopp wurde jedoch später aufgehoben.

Umweltminister Meyer ist besorgt

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer von den Grünen äußerte erhebliche Bedenken gegen die geplante Gasförderung. Der Bund habe seit zwei Jahren keine Entscheidung diesbezüglich getroffen, und man wolle eigentlich keine neue Gasförderung mehr. Meyer erklärte, dass aus Umwelt- und Klimaschutzgründen diese Gasförderung nicht notwendig sei, da man keinen Gasmangel mehr habe und die Speicher voll seien. Er appellierte an den Bund, zu prüfen, ob neue große Gasförderungen wirklich nötig sind.

Seekabel sorgt für Klagen

Die niedersächsische Landesregierung genehmigte vor etwa einer Woche die Verlegung eines Seekabels für geplante Gasbohrungen, um die Gasförderplattform von One-Dyas mit Strom zu versorgen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) klagte dagegen beim Verwaltungsgericht Oldenburg. Auch die Insel Borkum kündigte am 30. Juli 2024 eine weitere Klage gegen das Projekt an.

One-Dyas plant, noch 2024 mit der Förderung von Erdgas vor den Inseln Borkum und Schiermonnikoog zu beginnen. Das Unternehmen kündigte an, dass die Offshore-Installationsarbeiten in der niederländischen Nordsee Ende Juli 2024 starten sollen. Auf niederländischer Seite genehmigten die Behörden das Vorhaben, allerdings läuft noch ein Verfahren vor dem höchsten Gericht der Niederlande. Auf deutscher Seite läuft das Genehmigungsverfahren beim Niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG).

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Bild: © Greenpeace