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Bairische Nanopartikel & Wissenschaftler auf Rollschuhen: So war der Science Slam in München

„Es ist 2018 und der Fortschritt ist da!“, sagt Poetry Slamer Rainer Holl. „Das Weltwissen häuft sich. Doch irgendwie läuft’s nicht. Wir haben Komplexe, denn die Welt wird komplexer. Und was soll man da tun – komm ich frag mal Alexa.“ Alle lachen. Wahrscheinlich, weil sie sich selbst wieder erkennen. Mit diesen Worten läutet der Slamer und Moderator Rainer Holl den Science Slam an einem heißen Abend in den Münchner Kammerspielen ein. Das Motto: „Fortschritt leben“. Dieser ist nur einer von acht Slams, die innerhalb von zwei Monaten in acht verschiedenen Städten vom Verlag Luups veranstaltet werden.

Ein paar Minuten zuvor haben wir das Gebäude betreten, ohne zu wissen, was ein Science Slam überhaupt ist. Einzeln sagen die Wörter uns natürlich etwas – Science ist Wissenschaft und Slam steht für diese coole Art von Vortragswettbewerben. Die Kombination klingt spannend, aber viel darunter vorstellen können wir uns nicht. Und was hat es mit diesem Motto auf sich? Wir sind gespannt.

 

„Fortschritt leben“

 

Im Foyer erwartet uns ein Stand der Techniker Krankenkasse, die die Science-Slam-Reihe fördert und ihr auch ihr Motto gegeben hat: „Fortschritt leben“ nennt sich auch die Kampagne der Techniker. Rainer Holl, Moderator des Abends, erklärt im Interview mit ZEITjUNG: „Der Grundgedanke hinter der Kampagne ‚Fortschritt leben‘, nämlich die Ideen von morgen schon heute verfügbar zu machen, deckt sich eins zu eins mit der Grundidee des Science Slams. Für die Kampagne der Techniker war der Science Slam die richtige Trägerrakete und für uns war die Kampagne der richtige Raketentreibstoff“. Die Techniker nutzen bereits jetzt modernste Technologien. Sie blicken fortschrittlich in die Zukunft und verstehen, dass manchmal die Standards nicht unbedingt die bestmögliche Option sind. Es kommt ihnen nicht auf „die“ Gesundheit, sondern auf deine individuelle Gesundheit an. Und genau das macht sie zum anerkannten Vorreiter unter den gesetzlichen Krankenversicherungen.

Wir erspähen eine VR-Brille am Infostand und wittern unsere Chance, endlich mal eine auszuprobieren. Kaum haben wir sie auf, bewegen wir uns durch den menschlichen Körper. Und sind sofort beeindruckt. Fortschrittliche Technik wie Virtual Reality kann uns in andere Welten versetzen. Während wir zwischen Zellen hin und her schweben, bekommen wir ein ganz anderes Bewusstsein für unsere Körper und Gesundheit. Ergibt Sinn. Aber bevor wir den ganzen Abend durch unsere Körper fliegen, nehmen wir Platz und wollen nicht nur virtuell, sondern auch von echten Menschen etwas lernen.

 

Welche innovative Technik schon jetzt von der Techniker Krankenkasse eingesetzt wird, erfahrt ihr hier!

 

„Nicht immer höher, schneller, weiter, lauter, besser, noch krasser. Auch mal smarter, edler, leiser und mit der entsprechenden Klasse. Fortschritt ist nicht immer bloß die eine neue Erfindung. Manchmal ist er einfach nur ein gänzlich neuer Blickpunkt“, heißt es weiter in Rainers Slam-Text. Interessanter Gedanke, so hatten wir das noch nie gesehen.

Er erklärt dem Publikum, worum es beim Science Slam geht. In den kommenden Stunden werden fünf Teilnehmer die Bühne betreten und jeweils innerhalb von zehn Minuten ein wissenschaftliches Thema präsentieren. Und zwar so, dass alle es verstehen. Ob mit Power Point, singend, tanzend oder verkleidet – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Am Ende werden wir, das Publikum, mit Applaus darüber entscheiden, welcher Teilnehmer den Wettbewerb gewinnt. Der Unterschied zum Poetry Slam liege darin, dass „hier weniger Teilnehmer sind, die ein höheres Zeitlimit haben und zusammen den Abend wuppen. Die Dynamik ist eine ganz andere. Es geht nicht nur darum zu unterhalten, sondern auch Wissen zu vermitteln“.

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Es ist heiß und der Raum ist vollgestopft. Und trotzdem ist die Stimmung von Anfang an super. Als der erste Teilnehmer Matthias Mader dann die Bühne betritt und uns mit selbst gezeichneten Figuren, die über die Leinwand spazieren, und schönstem Bairisch näherbringt, wie man unsichtbare Nanoteilchen sichtbar machen kann, lachen wir im Sekundentakt. Zwischen den Vorträgen dürfen Fragen gestellt werden und wer klug fragt, bekommt Schokolade. Super Deal. Mogan Ramesh zeigt uns Lösungsansätze, wie wir die philosophische Frage „Wohin will ich?“ beantworten können. Wir lernen von Ulrike Neumann, wie Mikroalgen die wachsende Population dieser Erde ernähren könnten, erfahren aber auch, dass zu große Mengen unsere Haut orange färben. Dass Menschen unterschiedlich reagieren, wenn der Zusammenhalt ihrer Sportmannschaft einbricht, erfahren wir von der Sportpsychologin Vanessa Wergin, die selbstbewusst mit Rollschuhen auf die Bühne fährt. Der Sieger des Abends ist aber der Informatiker Jonas Betzendahl. Mit seinem „Fire together, Wire together“ wissen wir jetzt, wo die Probleme maschinellen Lernens liegen. Vielleicht catcht uns diese mystische Welt der Technik, vielleicht aber auch seine herzliche Art.

 

Kann der Science Slam etwas bewirken?

 

Dass das Publikum eine oder vielleicht sogar zwei, drei neue Informationen von so einem Abend mit nach Hause nimmt, ist der Idealfall. Doch Rainer Holl weiß, dass diese Art von Slam so viel mehr bewirken kann. „Am Anfang hatten die wissenschaftlichen Institute Vorbehalte. Doch inzwischen haben sie erkannt, dass es keine bessere Werbung für sie und ihre MINT-Studiengänge geben kann. Hier wird Wissenschaft lebendig. Außerdem findet ein Austausch statt, Kontakte werden geknüpft. Und die Präsentationstechnik des Science Slams wird genutzt, um Trainees diese Skills beizubringen. Davon, dass dieser hermetisch abgeschlossene Akademiker-Betrieb aufgebrochen wird, profitieren einfach alle.“

 

Hier gibt’s alle Infos und Termine der Science-Slam Tour „Fortschritt leben“!

 

Was wir von diesem gelungenen Abend mitnehmen, ist, dass Fortschritt im Kopf anfängt und überall sein kann. Fortschritt sind Mikroalgen, Fortschritt sind intelligente Maschinen, Fortschritt ist Hinterfragen, Ausprobieren und neue Denkmuster entwickeln. Rainer Holl bringt es auf den Punkt. Also sind seine letzten Worte auch unsere: „Für Menschen und für Unternehmen, die sich selbst fortschrittlich sehen, die vorangehen und nicht immer auf derselben Stelle treten, für die heißt Fortschritt nicht ausschließlich immer nur ‚Alles ist möglich‘. Wahrer Fortschritt heißt auch manchmal einfach ‚Anders ist nötig‘.“

 

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Bildquelle: (c) Rebecca Reinhard