Serbien und der Kosovo eint ein langer Konflikt

„Wir können etwas ändern“: Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo

Ein Kind war in eine riesige Flagge eingewickelt

Der Streit zwischen den beiden Nationen ist tief in den Köpfen der Menschen verankert – auch hier in Deutschland. Hana erzählt von einer Bekannten, deren Sohn schon im Kindergarten mit diesem Feindbild konfrontiert wurde. Ein Junge mit albanischen Wurzeln habe zu ihm gesagt, dass sie nicht befreundet sein können. Denn er sei ja Serbe. „2008, als der Kosovo unabhängig wurde, war mein kleiner Bruder noch im Kindergarten“, erinnert sich Hana. „An dem Tag brachte eine albanische Mutter ihren Sohn in einer riesigen Flagge eingewickelt in die KiTa.“ Man merkt, was Hana meint, wenn sie sagt, dass das Thema ein emotionales ist.

Hana sieht das kritisch. „Im Krieg sind auf beiden Seiten schreckliche Dinge passiert. Das muss man einfach sehen“, sagt sie. Eine ihrer besten Freundinnen ist Albanerin, sie heißt Edona, ihre Familie kommt aus dem Kosovo. Hana und Edona sind gemeinsam in die Schule gegangen. Bis heute haben sie engen Kontakt. „Politik war bei uns nie ein Thema“, meint Hana. „Wenn, dann gab es immer Kommentare von außen.“ Sätze wie ‚Hä, was? Ihr seid befreundet?‘ bekamen die beiden öfter zu hören.

Ihre Generation ist die, die etwas ändern kann

„Mein Papa ist am Anfang vom Kosovokrieg nach Deutschland gekommen“, erzählt Edona. Ihre Mutter kam am Ende. „Sie hat alles außer die letzten Monate des Krieges miterlebt.“ Viel würden ihre Eltern jedoch nicht darüber sprechen. Die Situation im Kosovo ist schwierig. Der Mann von Edonas Tante ist Polizist und an der Grenze tätig. „Da macht man sich schon Sorgen“, sagt Edona. „Der Krieg ist ja auch noch nicht lange her. Natürlich ist das noch in den Köpfen der Menschen drin.“ Das würde jedoch niemals etwas an der Freundschaft zwischen ihr und Hana ändern. „Auch meine Eltern kennen Hana wie sie ist, wissen, wie ähnlich wir uns sind und das ist für sie das Wichtigste.“ Edona ist sich sicher: „Wir sind die, die etwas verändern können.“

Obwohl Hana nicht in Serbien lebt, belastet sie das Thema. „Ich finde es schlimm, was da passiert und kann es langsam auch nicht mehr hören.“ Wird im Fernsehen darüber berichtet, schaltet sie weg. „Da ist ja auch ständig etwas, nicht nur, wenn man in Deutschland davon mitbekommt“, sagt sie. Vergangene Woche war der Auslöser des Konfliktes ein Streit um Autokennzeichen. Serb*innen im Norden des Kosovo sollten ihre serbischen Nummernschilder gegen kosovarische austauschen. Ziel war es, die Kontrolle über den Verkehr auf dem Staatsgebiet zu erlangen und Kfz-Steuern einzutreiben. Dieser Streit wurde im November in Brüssel verhandelt und zugunsten der Serb*innen beigelegt.

In Mitrovica, im Norden des Kosovo, waren Ende Dezember viele Bürger*innen im Aufstand. Die Stadt ist zwischen Albaner*innen und Serb*innen geteilt. Serb*innen, die den Kosovo nicht als Staat anerkennen, blockierten dort die Straßen. Jetzt hat Serbiens Präsident Vucic jedoch den Abbau der Barrikaden im Nordkosovo angekündigt. Zumindest in diesem Punkt scheint sich also eine Lösung abzuzeichnen.

Hinter einem Land stehen auch immer einzelne Menschen

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Serbien den Kosovo jemals als unabhängig anerkennt. Aber ich versuche mich davon abzugrenzen“, sagt Hana. Ob es jemals eine Lösung für den Streit gibt, wissen die beiden nicht. Was sie aber wissen, ist, dass die beiden nichts für den Konflikt können und dass man niemals damit aufhören darf, die einzelnen Menschen hinter einem Land zu sehen.

Mehr zum Thema:

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!
Bildquelle: Christian Reinke von Pexels; CC0-Lizenz