Offener Brief beklagte Sexismus im Schach: Verband reagiert

Eigentlich ist die Dame im Schach die stärkste Figur auf dem Brett: Davon abgesehen haben es Frauen im Schachsport aber alles andere als leicht, wie ein von über 100 Schachspielerinnen unterzeichneter Brief an den Weltschachverband FIDE offenlegt.

Darin prangern Schachspielerinnen, Trainerinnen, Schiedsrichterinnen und Managerinnen das sexistische Verhalten und die sexuelle Gewalt an, die häufig von ihren männlichen Kollegen ausgeht. Die Unterzeichnerinnen sind davon überzeugt, „dass diese Belästigungen und Übergriffe immer noch einer der Hauptgründe sind, warum Frauen und junge Mädchen, insbesondere im Teenageralter, mit dem Schachspiel aufhören“.

Die Erfahrungen von Frauen in der Schachwelt

Die französische Frauen-Großmeisterin Mathilde Choisy ist eine der Co-Schreiberinnen des Briefs und will mehr Aufmerksamkeit auf das Problem lenken. Gegenüber Chess.com sagt sie:

„Wir sind es gewohnt, die Geschichten von Mädchen oder Frauen zu hören und mit ihnen umzugehen, über schlichten Sexismus, hin zu Belästigung, Nachrichten, Missbräuchen, Vergewaltigungen und wir haben die Nase voll davon.“

Auch sie selbst hat sich oft die blöden Sprüche anhören müssen. So zum Beispiel, dass Frauen allgemein schlecht im Schach seien oder Kommentare über ihre Kleidung beim Schachspielen vor Kameras. Schachmeisterin Yosha Iglesias berichtet, bei einer Preisverleihung habe ihr ein Mann an den Hintern gefasst. Im vergangenen Oktober habe ein Schachspieler sie bei einem Turnier sogar gefragt, wie viel sie für Sex verlange. Hinzu kämen noch „tausende sexistische und transphobe Nachrichten“.

Eine weitere Unterzeichnerin ist die deutsche Nationalspielerin Annmarie Mütsch. Sie sagte gegenüber dem Spiegel, sie „kenne fast keine Frau im Schach, die keine Erfahrungen mit Sexismus gemacht hat“. Sie habe sogar schon einmal wichtige Turniere abgesagt, weil sie dort auf bestimmte Männer getroffen wäre, denen sie lieber nicht begegnen wollte.

Der Weltschachverband FIDE (Fédération Internationale des Échecs) versichert, die Vorwürfe ernst zu nehmen und arbeitet an einer Schutzrichtlinie für Frauen im Schach. Derweil ruft der Verband alle Spielerinnen, die Fehlverhalten erfahren haben, dringend zu einer Beschwerde bei der Ethik- und Disziplinarkommission der FIDE auf.

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Bildquelle: Tima Miroshnichenko via Pexels, CC0-Lizenz