Genderverbot in Bayern: Lehrer*innen kritisieren Söder

Nach Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein soll nun auch in Bayern das Gendern mit Sternchen verboten werden – zumindest wenn es nach Markus Söder (CSU) und den Freien Wählern geht. Von den Lehrer*innen und Schüler*innen an Bayerns Schulen erntet er mit diesem Plan aber vor allem Kritik.

Disclaimer: Der Artikel enthält subjektive Standpunkte des Autors.

Sein Vorhaben, das Gendern in Schulen und in der Verwaltung zu verbieten, kündigte Söder am Dienstag in seiner ersten Regierungserklärung der neuen Wahlperiode an. Das kam für viele Menschen überraschend, so auch für die Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler), die sich vorerst nur zurückhaltend dazu äußerte. Sie sagte, man habe an den Schulen bereits einen klaren Leitfaden zur sprachlichen Repräsentanz der Geschlechter und werde jetzt prüfen, ob es daran Änderungsbedarf gibt. Ihr sei es jetzt wichtig, „gute und verlässliche Regelungen für alle Beteiligten“ zu finden. Mit welchen Mitteln eine Nicht-Einhaltung sanktioniert werden würde, hat Söder nicht verraten.

Verbote unerwünscht

Kritik an diesen Plänen kommt unter anderem von verschiedenen Bildungsverbänden. Der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbands (bpv), Michael Schwägerl, hält ein solches Verbot nicht nur „nicht für notwendig und zielführend“, er geht sogar noch weiter:

„Es bestünde damit eher die Gefahr einer weiteren Spaltung und Polarisierung in der Schulgemeinschaft.“

Ulrich Babl, der Vorsitzende des Bayerischen Realschullehrerverbandes (brlv), erklärt zudem, dass Gendern an bayerischen Realschulen ohnehin „kein nennenswertes Thema“ sei. Und auch Iazana Florek von der Stadtschüler*innenvertretung München betont, dass aktuell niemand zum Gendern gezwungen werde. Ganz im Gegenteil sei es aber bereits vorgekommen, dass Schüler*innen schlechtere Noten bekommen haben, weil sie in Aufsätzen gegendert hatten. Der Umgang mit dem Gendersternchen sei von Schule zu Schule unterschiedlich, so ihre Einschätzung.

Der Bayerische Elternverband wirft Söder vor, er stelle nur „in populistischer Art die geltende Rechtslage dar, wonach Deutsch die Amtssprache in bayerischen Schulen und Behörden ist“. Die Münchner Stadtverwaltung, die dem Freistaat nicht direkt unterstellt ist, wird sich allem Anschein nach ebenfalls nicht nach Söders Plan richten und weiterhin das Gendersternchen benutzen. Jedem städtischen Referat bleibe es schließlich selbst überlassen, wie es verfahren wolle, sagte Mona Fuchs, Vorsitzende der Fraktion Die Grünen / Rosa Liste im Münchner Stadtrat gegenüber der Abendzeitung.

Was soll das also?

Wir fragen uns da also schon: Ist es möglich, dass sich der Herr Söder gar nicht erst mit den Menschen zusammengesetzt hat, die so ein Verbot betreffen würde, bevor er seine große Ankündigung gemacht hat? Kann es etwa sein, dass er sich rechts-konservativer Buzzwords bedient, um sich selbst als volksnaher Typ zu präsentieren, der die „Probleme“ der „normalen“ Leute angeht? Vielleicht sogar als Reaktion auf die für die CSU miserablen Wahlergebnisse bei der letzten Landtagswahl?

Dass mal wieder ausgerechnet aus der Partei der Ruf nach einem unnötigen „Genderverbot“ lauter wird, die sich immer über die „Verbotspolitik“ und „Gender-Ideologie“ der Ampelparteien beschwert, ist dabei eine Ironie, die uns nicht entgehen darf.

Verwendete Quellen:

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Bild: Olaf Kosinsky, 2019-11-23 Markus Söder CDU Parteitag by OlafKosinsky MG 5966, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons (Bildgröße verändert)