Stefanie Giesinger auf der Berlinale 2020. Bildquelle: Martin Kraft via Wikimedia; Verwendung unter CC BY-SA 4.0

White Saviorism: Stefanie Giesinger hat aus ihrem Shitstorm gelernt

Auch ihre emotionale Reaktion ordnet Stefanie mittlerweile anders ein und der white fragility zu. Sie erklärt, dass sie damals gar nicht verstand, was das Problem sei und was sie falsch gemacht habe, aber inzwischen verstehe, warum so viele Nachrichten sehr emotional und auch nicht nett waren. Denn nachdem sie sich selbst mit der Thematik auseinandergesetzt und dazugelernt hat, habe sie selbst eine niedrigere Toleranz gegenüber rassistischer Handlungen. Trotz der positiven Wandlung und ihrem Bewusstsein für das eigene Verhalten, macht sie gleichzeitig deutlich, dass es ihr nicht darum geht, ihr Image zu retten. Es wird viel mehr deutlich, dass sie aus eigener Überzeugung ihr Verhalten selbst verurteilt. Sie betont vor allem, dass das nicht heiße, dass man ihr dafür vergeben müsse – diese Entscheidung möchte sie jedem*r freistellen, da sie sich ihrer eigenen Verantwortung, sich im Vorfeld hätte informieren zu müssen, bewusst sei.

„Was Gutes tun und wohltätige Arbeit leisten? – Oh yes! Koloniale Strukturen aufrecht erhalten, fremde Kinder auf Instagram posten und sich als Retterin inszenieren nur fürs eigene Ego? – Hell, no!“

Fazit

In dem Video wird deutlich, dass Stefanie aus ihrem Shitstorm einiges dazugelernt hat und ihr Unwissen, wie unser aller, auch auf unsere rassistische Sozialisierung zurückzuführen ist. Umso notwendiger ist es, sich selbst weiterzubilden, Aufklärungsarbeit in Anspruch zu nehmen und sein eigenes Wissen weiterzugeben. Ich finde es lobenswert, wie Stefanie Giesinger mit ihrem Shitstorm umgegangen ist. Denn obwohl dieser sicherlich, unabhängig von der Thematik, eine sehr negative und prägende Erfahrung war, hat sie sich nicht auf ihrer vermeintlichen Opferrolle „ausgeruht“.  Im Gegenteil, denn während viele andere hinter der Cancel Culture nur eine Gefahr für die eigene Person sehen, hat sie sich derer angenommen und war bereit dazuzulernen: Sie hat sich, wenn auch zu spät, mit der Thematik auseinandergesetzt, kann somit im Nachhinein die Kritik verstehen und nachvollziehen und sich so auch überzeugend und ehrlich dafür entschuldigen. Ich würde mir öfter einen so guten und selbstverständlichen Umgang mit den Themen wünschen, für die Personen des öffentlichen Lebens berechtigte Kritik erfahren. Denn die wenigsten setzen sich danach mit der betroffenen Thematik auseinander und versuchen sich zu bessern. Fehler machen wir alle – doch wie wir mit ihnen umgehen, was wir daraus lernen und wem wir verzeihen wollen, ist uns selbst überlassen. Obwohl Cancel Culture (berechtigt) in der Kritik steht, stellt sie für mich auch immer die Möglichkeit für positive Veränderung dar – die müssen wir als Gesellschaft aber auch zulassen.

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