WDR Fernsehen DIE LETZTE INSTANZ - DER MEINUNGSTALK MIT STEFFEN HALLASCHKA, am Freitag (29.01.21) um 23:30 Uhr. Moderator Steffen Hallaschka (l) mit den Gästen v.l.n.r. Schlagersänger Jürgen Milski, Autor und Moderator Micky Beisenherz, Schauspielerin Janine Kunze und Entertainer Thomas Gottschalk. © WDR/Max Kohr

Rassismus-Talk: How Not To…

Der WDR steht unter harscher Kritik. Ein Panel Talk über Rassismus ohne Betroffene, dafür mit fragwürdigen Aussagen. Manche gestehen nun Fehler ein, doch das Netz will nicht verzeihen.

In der Talkshow „Die letzte Instanz“ sollen Gäst*innen gemeinsam diskutieren. Da geht es um ein Tempolimit, E-Scooter und am 01.02.2021 eben um das Thema Rassismus. Unter dem Titel „Das Ende der Zigeunersauce: Ist das ein notwendiger Schritt?“ diskutieren vier eingeladene Prominente darüber, wo politische Korrektheit angemessen ist und wo nicht. Sollten rassistisch-konnotierte Begrifflichkeiten aus dem Wortschatz verschwinden oder ist das nicht notwenig? 

Das Konzept einer Talkshow, die Persönlichkeiten oder Wissenschaftler*innen einladen, um hitzig zu diskutieren, ist nicht neu und nicht unbeliebt. Doch wurde eines anscheinend außer Acht gelassen: Wer bekommt Sendezeit, um sich zu einem bestimmten Thema zu äußern? Zum Rassismus-Thema werden vom WDR nämlich vier weiße Menschen eingeladen, die allesamt erfolgreich in der Medienbranche zu Hause sind und deren schlimmste Erfahrung mit Vorurteilen bei einer Halloween-Party stattfand, bei der sich Thomas Gottschalk schwarz anmalte und sich so „tief verneigte vor Jimi Hendrix“. Da hätte er wirklich gemerkt, wie sich ein Schwarzer fühlt, es sei ein Erweckungsmoment gewesen. So kann man Blackfacing wohl auch legitimieren. Weiter im Text erklärt Schauspielerin Janine Kunze, dass sich alle zu sehr anstellen würden. Sie selber sei blond und hätte große Brüste, was da für die Sprüche kommen würden. Auch bei der Talkrunde mit dabei sind Komiker Micky Beisenherz und Schlagersänger Jürgen Miski. Letzterer ist ebenso emotional eingebunden wie Kunze. Auch er hat das „Zigeunerschnitzel“ nie hinterfragt, ebenso wenig wie die „Mohrenkopfbrötchen“ beim Bäcker. Das Thematisieren dieser Begriffe sei das Problem, Kunze spricht von „terrorisieren“. Alles also übertrieben, oder nicht? 

Moderator Steffen Halaschka wirft daraufhin ein, dass sich aber doch Menschen durch die rassistischen Begrifflichkeiten diskriminiert fühlen. Da geht ein großes Gemotze durch das Studio. Alle sind sich einig, dass das nicht stimmt. Sie haben Freund*innen, die gar kein Problem haben mit diesen Namen und diese seien sogar schwarz. Auch ein Satz des Zentralrats der Sinti und Roma: „Zigeuner ist eine von Klischees überlagerte Fremdbezeichnung der Mehrheitsgesellschaft, die von den meisten Angehörigen der Minderheit als dis­kri­mi­nie­rend abgelehnt wird.“ wird als unglaubwürdig abgetan. Die Gäst*innen schmälern die Anzahl an Menschen, die ernsthaft unter bestimmten Begriffen leiden, und stimmen zu Ende ab, dass sie lieber beim alten Sprachgebrauch bleiben wollen, den sie aus ihrer Kindheit kennen. Alle vier Gäste*innen sind sich einig, die Umbenennung rassistischer Produktnamen wäre unnötig.