Das Barbiehaus auf dem Campus

Von Melanie Wolfmeier

Irgendwas läuft da schief. Und zwar gewaltig. Das ganze Rumgehüpfe und Konfettigewerfe muss ungesund sein. Die Fotos und Videos sind der Beweis dafür. Allesamt gefüllt mit Mädels, die scheinbar eine Prise Glitzer zu viel durchgezogen haben.

Es ist ein Ort, an dem man über Blumenwiesen laufen kann. Im leichten Sommerkleidchen, mit Haarband und stets einem Smartphone in der Hand, um den ganzen Spaß auch immer dokumentieren zu können. Denn um das geht es auf dem Campus: It’s all about having fun! Und den haben die Schwestern der Studentenverbindung Phi Mu an der University of Alabama, ständig und überall –  24/7!

Egal, ob sie gerade einen Kuschelfilmabend veranstalten, sich sozial engagieren oder einfach nur durch die Universität hüpfen: Die Tage, die man mit den Phi Mu – Schwestern verbringt, garantieren ein Leben frei von Regen und negativen Gedanken – eine in pastellfarben getönte Sicht auf die Realität inklusive.

 

Come on-a my house, my house…

 

Dabei stehen die rosa-weißen Phi Mus unter der Schirmherrschaft der Dachorganisation National Panhellenic Conference. „Every woman will be a better citizen because of her life-long sorority experience“, beschreibt National Panhellenic Conference ihre „Vision“ auf ihrer Website. Wie eine Glucke versammelt diese Organisation 26 Verbindungen unter sich, mit über 3.7 Millionen aktuellen und ehemaligen Schwestern. Und dort wird getauscht und geknüpft was das Zeug hält. „Vitamin B“ heißt die Zauberformel, um die Ziele der Schwesternschaften zu erreichen: Führungspositionen und einflussreiche Stellungen in Firmen und an Universitäten. Für eine bessere Welt versteht sich.

Dieses Video über Blümchen-Glitzer-Heile-Welt und 24-Stunden-Durchkichern steht im absolut krassen Gegensatz zu den Ansichten über Studentenverbindungen in Deutschland. Hier werden sie vor allem mit den fragwürdig orientierten Burschenschaften in einen Topf geworfen, die mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam machen. Gerade jetzt wieder, vor dem Hintergrund der NSU-Prozesse, ist eine Burschenschaft von der Trauerfeier Bayreuth ausgeschlossen worden. „Die Beteiligung einer Vereinigung, die Rassismus nicht entschieden bekämpft, widerspricht dem Geist der Veranstaltung und beleidigt die Opfer“, zitiert Spiegel Online aus dem Antrag des Politikers Stefan Schlags. Neben der Thessalia steht aber auch die restliche deutsche Burschenschaft in Kritik. So nennt sie die Linke „einen harten rechtsextremen Kern“ – durch Diskussionen wie zum Beispiel über einen „Ariernachweis“ als Aufnahmevoraussetzung kein Wunder. Den Studentenverbindungen geht es aber laut Aussage des Cartellverbands der katholischen deutschen Studentenverbindungen nur darum: „Wir sehen unsere Aufgabe vor allem darin, jungen Menschen mit unserer Erfahrung im Studium zu helfen.“

 

Die Kunst vom Knüpfen eines sozialen Netzwerks

 

Während in Deutschland das Fechten der Sport ist, durch den sich die Verbindungen auszeichnen, ist es in den USA ein Dauerwettrennen um die Beteiligung an sozialen Ereignissen. Wenn ich mir die Instagram-Seite der Phi Mus ansehe, frage ich mich, wann genau die Studentinnen Zeit haben, sich neben ihrem straffen Styling- und Freizeitprogramm noch in Veranstaltungen zu setzen. Aber die müssen sie haben, weil gute Noten Voraussetzungen sind, in der Verbindung zu bleiben.

Wenn das nicht klappt, scheint immer noch die Suche nach dem perfekten Ehemann ein beliebter Freizeitspaß zu sein. Bei den ganzen Verlobungsfotos muss man einfach zu dieser Konklusion kommen… Aber auch das herauszufinden hat Spaß gemacht! Und darauf einen knallbunten Glitzerregen! Yeah!

Scrollt euch durch unsere Galerie unten, um genauso viel Spaß zu haben, wie die Glittergirls von Phi Mu!

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