Frau vor Abzweigung

Studie: Hört bei komplexen Entscheidungen auf eure Intuition

Bis zu 100 000 Entscheidungen trifft der Mensch täglich. Um das mal in ein Verhältnis zu stellen: Ein gesamter Tag hat „nur“ 86 400 Sekunden. Natürlich hat nicht jede Entscheidung die gleiche Tragweite. Es besteht ein Unterschied, ob ich mir um das Mittagessen Gedanken mache, oder überlege, einen neuen Berufsweg einzuschlagen. Gerade bei komplexen Entscheidungen wie dem letzteren Beispiel hat jeder Mensch wahrscheinlich seine eigene Herangehensweise. Sei es Notizbuchführung, eine Pro-Contra-Liste, der Rat von Freunden und Familie, vielleicht sogar einem Mentor, oder das reine Gefühl. Und genau da findet sich ein Konflikt. Unweigerlich stößt man auf die Frage, ob man auf das Bauchgefühl oder den Kopf hören soll. Anders gesagt: Intuition oder Ratio. 

Intuition oder Ratio?

Es sind zwei völlig unterschiedliche Wege, um eine Entscheidung zu treffen. Die Intuition kommt schnell zu einem Ergebnis, läuft automatisch und gefühlsbezogen ab. Aus diesem Grund hat man oft vor einer wichtigen Entscheidung bereits nach dem Bruchteil einer Sekunde eine erste Tendenz. Je länger man aber darüber nachdenkt, desto unsicherer kann diese Tendenz werden. 

Das rationale System ist deutlich langsamer als die Intuition. Dafür läuft es kontrolliert, ausführlich und analytisch ab. Gefühle spielen allerdings eher eine untergeordnete Rolle. 

Aber was ist denn jetzt „besser“? Genau diese Frage stellte sich auch Jospeh Mikels, Professor an der DePaul University in Chicago. Gemeinsam mit einem Team bestehend aus anderen Forscher*innen wollte er der Sache auf den Grund gehen. 

Insgesamt vier Experimente benötigten die Psycholog*innen dafür. Teilnehmer*innen wählten in fiktiven Beispielen am Computer immer ein Auto aus einer Reihe von mehreren vorgegebenen aus. Mal hatten sie viele Eigenschaften angegeben – zum Beispiel der Kraftstoffverbrauch – (komplexe Entscheidung) und mal wenige Eigenschaften (einfache Entscheidung).  Diese Eigenschaften waren positiv oder negativ. So gab es eine objektiv beste Entscheidung – das Auto mit 75 Prozent positiven Eigenschaften war in diesem Fall die beste Option. Ein ähnliches Verfahren wurde auch bei weiteren Beispielen verwendet. Die Proband*innen durften ebenfalls zwischen Wohnungen, Urlaubsorten, Ärzt*innen und einer Behandlungsmethode wählen.