Schlaf-Einsamkeit-Studie

Neue Studie: Zu wenig Schlaf macht uns einsamer

Der Abend war mal wieder zu lange und die Nacht zu kurz. Noch im Bett spüre ich, dass es einer dieser Tage wird, und rolle mich dann widerwillig hinaus. Einer dieser Tage, an denen ich meinen Kollegen und Mitbewohnern bloß einzelne Wortfetzen vor die Füße knalle, weil mir jede Art von Kommunikation oder sozialer Interaktion zu viel ist. Sobald es mir möglich ist, krieche ich ins Bett zurück, ziehe mir die Bettdecke über den Kopf und noch weiter und komme nicht mehr raus. Ich isoliere mich komplett, damit möglicherweise der nächste Tag ein besserer wird. Aber umso weniger ich schlafe, desto öfter werden diese Tage der Isolation. Und so geht es vielen Menschen.

Dass das langfristig zu mehr Einsamkeit führen kann, haben jetzt Forscher von der UC Berkeley herausgefunden. Im Rahmen der Studie sollten 18 Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren Aufgaben erledigen – einmal nach einer Nacht mit normalem Schlaf und einmal nach einer Nacht mit Schlagentzug. Eine Aufgabe war, einem Mensch, der auf sie zukommt, „Stopp“ zu sagen, wenn er ihnen zu nah kommt und stehenbleiben soll. Nachdem sie nicht gut und genug geschlafen hatten, war die Distanz wesentlich größer. Mit Gehirnscans fanden die Forscher heraus, dass Menschen mit Schlafmangel andere Menschen eher als Bedrohung wahrnehmen.

Um zu checken, ob die Ergebnisse realistisch sind, sollten 140 Menschen zwei Nächte lang ihren Schlaf tracken. Diejenigen mit weniger Schlaf berichteten von zunehmenden Gefühlen wie Einsamkeit. Es ist also etwas dran: Wenn wir müder sind, neigen wir eher dazu, uns von unserer Umwelt abzukapseln. Dann fühlen wir uns wiederum einsamer. Und daraus kann schnell ein Teufelskreis werden.

 

Unsere Mitmenschen leiden mit

 

Dazu kommt, dass wir in unserer übermüdeten, isolierten Verfassung unsere Mitmenschen anstecken. Unabhängig davon, wie viel Schlaf sie selbst bekommen haben. Im Lauf der Studie wurden weitere 1000 Menschen gebeten, sich die Interviews mit den Testpersonen mit wenig Schlaf anzusehen. Natürlich wurden die darin zu sehenden Menschen auch als einsam wahrgenommen und als weniger attraktiv für Zusammenarbeit. Am interessantesten aber: Die Menschen, die sich die Videos ansahen, fühlten sich plötzlich auch einsamer.

Der Leiter der Studie, Eti Ben Simon, sagte: „Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass in den letzten Jahrzehnten ein Anstieg in Einsamkeit und ein ebenfalls dramatischer Rückgang in der Schlafdauer zusammenkamen. Ohne genügend Schlaf werden wir sozial inkompatibel.“ Feststeht also, dass wir für regelmäßigen und genügend Schlaf sorgen sollten, wenn wir uns weniger einsam fühlen wollen. Und wenn wir denken, dass wir mehr erleben können, wenn wir weniger schlafen, liegen wir falsch. Schlaf ist niemals Zeitverschwendung. Denn nur wenn wir genügend schlafen, können wir das Leben mit all unseren Liebsten so erleben und genießen wie wir es gerne wollen.

 

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Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz