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Faces Behind The Voices: „Ich raube Filmliebhabern die Illusion!“

Viele denken gar nicht über die Gesichter hinter den Stimmen nach. Raubst du uns denn damit die Illusion?

Kurzzeitig, ja! Während meiner Ausstellung auf jeden Fall. Aber das ist eigentlich gar nicht Sinn und Zweck meiner Arbeit. Ich will die Sprecher in den Vordergrund rücken und sagen: Hey, da ist eine verdammt gute Schauspielkunst dahinter. Die muss man respektieren und auch mal öfter darauf achten.

Hast du dir denn durch dein Projekt synchronisierte Filme nicht verdorben?

Nein, auf keinen Fall. Sowohl ich, als auch das Publikum, vergessen es sofort wieder. Am Anfang dachte ich, ich hätte mir alles kaputt gemacht und könne jetzt nur noch Filme im Original schauen. Aber die deutsche Synchronisation ist ja die beste und teuerste weltweit. Unser Standard ist unheimlich hoch, in Russland kommt ja knapp ein Sprecher auf jeden männlichen Schauspieler (lacht). Gerrit Schmidt-Voß hat mal gesagt: Gute Synchronisation merkt man dann, wenn man sie nicht merkt.

Verliert nicht ein Charakter eher seine individuellen Züge, wenn man die Stimme ersetzt?

Bei komplexen Serien wie Game of Thrones kann man mit Synchronisation nur gewinnen. Die Serie ist positiv anstrengend zu schauen, aber mit den ganzen verschiedenen Akzenten im Original gucke ich sie lieber auf Deutsch. Der Sprecher Dietmar Wunder spricht auch beispielsweise Daniel Craig für mich besser als Craig selbst. Für einen Mann hat er einfach die sexieste Stimme, ich liebe sie.

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