„Thin Privilege“: Ist es ein Privileg, dünn zu sein?
Als „thin“ gilt meiner Meinung nach nicht automatisch alles, was nicht übergewichtig ist. Werden Menschen mit Kleidergröße 34 nun besser behandelt als Menschen mit Kleidergröße 38 oder 42? Ich glaube nicht. Im Gegenteil: Menschen, die eine 34 tragen, müssen sich tendenziell wahrscheinlich ein dickeres Fell zulegen, weil sie sich häufig für ihren dünnen Körper rechtfertigen müssen.
Ich empfinde mich eigentlich gar nicht wirklich als dünn. Genau das wurde mir aber oft vermittelt: „Du bist so dünn“, haben viele gesagt – teilweise mit Bewunderung, teilweise mit Abscheu in der Stimme. Die Frage ist aber: Warum hält es jemand überhaupt für notwendig, meinen Körper zu kommentieren?
Was ein Privileg ist, hängt vom Ideal ab
Ich bin mit den Schönheitsidealen der 2010er-Jahre aufgewachsen. Das heißt: eher schlanker Körper mit breiten Hüften und einem großen Po. Die Kardashians waren allgegenwärtig, genauso wie Influencerinnen, die darauf bedacht waren, ihre Hüftpartie und ihren Hintern auf Fotos möglichst groß in Szene zu setzen.
Ich wurde dafür kritisiert, zu dünn zu sein. Mir wurde gesagt, ich solle mehr essen. Ich solle trainieren gehen. Ich würde später sowieso nicht in die Klamotten meiner großen Schwester passen, da ich nicht ihre schöne, „weibliche“ Figur habe. Mir wurde gesagt, ich könne bestimmte Sachen nicht tragen, weil sie mich „noch dünner“ wirken lassen.
Wäre ich zehn Jahre früher geboren worden, wäre mein Gefühl für meinen Körper heute vielleicht anders, weil das Schönheitsideal ein anderes war. Also: Nein, es ist nicht unbedingt ein Privileg, dünn zu sein – zumindest empfinde ich es nicht so. Was ein Privileg ist, kommt immer darauf an, mit welchen Idealen man aufwächst.
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Bildquelle: Dih Andréa via Pexels; CC0-Lizenz