TikTok: Influencer*innen machen SHEIN-Propaganda

Zurecht sind die Fans der Influencer*innen verstört, denn der Versuch, ein unethisches Unternehmen durch Propaganda in einem positiven Licht darzustellen, ist problematisch aus mehreren Gründen. Erstens werden dadurch die wahren Probleme und Missstände, wie etwa Arbeitsrechtsverletzungen, Umweltverschmutzung oder Menschenrechtsverletzungen, verschleiert und bagatellisiert. Das kann dazu führen, dass die Verantwortung des Unternehmens für sein unethisches Verhalten nicht angemessen zur Rechenschaft gezogen wird. Zweitens kann die Propaganda die Käufer*innen irreführen und dazu führen, dass sie ein falsches Bild von der Marke oder dem Unternehmen bekommen. Dadurch werden sie möglicherweise zu Unterstützer*innen eines Unternehmens, das ethisch bedenklich handelt, ohne sich dessen bewusst zu sein. Außerdem untergräbt die Propaganda die Glaubwürdigkeit und Integrität der beteiligten Influencer*innen, da sie dazu beitragen, ein verzerrtes Bild zu verbreiten und möglicherweise finanzielle Vorteile aus dieser Zusammenarbeit ziehen.

Der Backlash

Seitdem über die Reise berichtet wurde, hat zumindest eine Influencerin ihre Zusammenarbeit mit dem Unternehmen beendet. In einem Beitrag am Mittwoch (5.7. 2023) erklärte Instagrammerin und YouTuberin Dani Carbonari, bekannt als Dani DMC, dass sie ihren neu geschlossenen Vertrag mit SHEIN beendet hat. Sie sagte ihrem Publikum von über einer Million Follower*innen: „Ich habe meine Beziehung zu SHEIN nach der Rückkehr von der Reise beendet und werde ab sofort in keiner Weise mehr mit ihnen in Verbindung stehen oder mit ihnen zusammenarbeiten.“ Sie fügte hinzu: „Ich habe einen großen Fehler gemacht. Ich versuche immer, mich selbst, mein jüngeres Ich und meine Community im Blick zu behalten, und ich habe uns enttäuscht. Ich habe uns Unrecht getan.“ Sie ging jedoch nicht auf die problematische Geschichte des Unternehmens oder auf die gegen das Unternehmen erhobenen Menschenrechtsvorwürfe ein.

Trotz einiger Likes, die die SHEIN-Tour-Videos bekamen, zeigt der Backlash, dass SHEINs Image-Rettungsversuch kläglich gescheitert ist. Im Gegenteil: Nun wird mehr als vorher über die Dreistigkeit und Ausbeute des Konzerns diskutiert. Es ist wichtig, dass Unternehmen für ihr unethisches Verhalten zur Verantwortung gezogen werden und dass Konsument*innen über die wahren Auswirkungen ihrer Kaufentscheidungen informiert sind, um eine nachhaltigere und ethischere Konsumkultur zu fördern.

Gleich weiterlesen:

Bildquelle: Waldemar via Unsplash; CC0-Lizenz