„Niemals erträumen lassen“ – Topic im Interview

Mit dem Song Breaking Me gelang Topic 2019 ein internationaler Hit. Das gemeinsame Werk mit A7S wurde allein auf Spotify über 900 Millionen mal gestreamt. Jetzt versorgt der gebürtige Solinger mit seiner neuen Single In Your Arms (For An Angel) seine Fans wieder mit Nachschub. Der Song entstand in Zusammenarbeit mit Robin Schulz, Nico Santos und Paul van Dyk und verspricht ein musikalisches Highlight des noch jungen Jahres 2022 zu werden. Wir haben den 29-jährigen anlässlich des Releases zu einem Interview getroffen und mit ihm unter anderem über die Zusammenarbeit, Shazam, TikTok und Druck geredet.

Für deinen neuen Song In Your Arms (For An Angel) hast du dich unter anderem wieder mit Nico Santos zusammengetan – wie auch bereits mit Like I Love You oder Home. Warum funktioniert diese Zusammenarbeit so gut?

In erster Linie sind wir sehr gut befreundet und es macht immer sehr viel Spaß mit ihm zusammenzuarbeiten. Das ist beim Musikmachen eine der wichtigsten Sachen und ich glaube auch, dass der Hörer so etwas wahrnimmt. Und dann hat er natürlich ein sehr großes Talent und eine richtig geile Stimme.

Für den Song wurde auf der ganzen Welt Promo gemacht – unter anderem auch am New York Time Square. Aber wie misst man eigentlich im modernen Musikgeschäft den Erfolg eines Songs? Früher hatte man Zahlen wie Plattenverkäufe, aber heute ist das ja deutlich zerstreuter. Worauf konzentriert man sich als Künstler?

Schon auf mehrere Indikatoren. Shazam ist witzigerweise auch ein sehr ehrlicher Indikator. Wenn ein Song viele Shazams bekommt, hören auch entsprechend viele Leute den Song und holen ihr Handy raus, weil sie wissen möchten, was für ein Lied das ist (…). Das passt dann am Ende des Tages schon oft mit dem Erfolg des Liedes zusammen. Aber natürlich guckt man auch auf die Streams bei Spotify und Apple Music und schaut, wie viele Hörer sich den Song in der Playlist gespeichert haben und wie viele nicht. Daran kann man auch sehr gut abwägen, wie gut ein Song wahrscheinlich performen wird. 

Wie regelmäßig macht man das als Künstler? Ist es vielleicht sogar so, dass wenn man einen erfolgreicheren Song hat, sich seine tägliche „Dopaminspritze“ abholt und öfter checkt?

Absolut. Wenn ein Lied gut anfängt zu laufen, guckt man alle 20 Minuten rein und redet es sich dann schön (lacht). Man braucht dann nicht seine „Dopaminspritze“, sondern möchte alles tracken und der Analyst sein. Wenn ein Lied dann schlecht läuft, fängt man plötzlich an, gar nicht mehr reinzugucken (…). Man merkt das aber dann auch vom Label. Wenn das Lied läuft, kriegt man ganz viele Updates und wenn das Lied schlecht läuft, kriegt man auch mal gar keine E-Mails mehr über das Lied. 

Spielt auch TikTok dabei eine Rolle? Beispielsweise dein Song Breaking Me ist auf der Plattform ja viral gegangen. 

Ich glaube, das kriegt man auch früher oder später über Sachen wie Shazam mit. Oft sind die Sachen, die in den Shazam-Charts oben sind, auch TikTok-Hits. Und natürlich auf den Streams würde man das auch mitbekommen. Aber klar, natürlich ist es auch wichtig – gerade, wenn man merkt, dass es ein kleiner Trend ist, dass man versucht den noch ein bisschen zu befeuern, indem man es ein bisschen promoted, damit daraus ein Trend wird. 

Wenn wir eh schon bei Breaking Me sind: Du hast in einem Interview zeitnah nach dem Release des Songs gesagt, dass du noch ein bisschen Abstand brauchst, um sagen zu können, ob so ein Hype auch Druck verursacht, die Erfolgswelle mitzunehmen. Wie sieht das heute aus? Verspürst du den Druck deine größten Hits wieder zu erreichen? Oder muss man sich selbst ein bisschen zurücknehmen und sagen, dass es kaum möglich ist, solche Lieder am Fließband zu produzieren?

Voll. Ich bin mir da sehr bewusst, dass man nicht regelmäßig solche Songs machen kann. Breaking Me hat jetzt glaube ich 900 Millionen Streams auf Spotify und welcher Künstler kann schon behaupten, dass man regelmäßig 900 Millionen Streams mit Liedern macht?

Das sind halt wirklich Ed Sheeran, The Weeknd, Dua Lipa und vielleicht noch der krasseste Latin-Artist – Bad Bunny wahrscheinlich noch. Da hört es dann auch schon auf. 

Und ganz ehrlich: Ich habe mir niemals erträumen lassen, dass ich mal einen Song habe, der so groß wird wie Breaking Me. Deswegen bin ich einfach Happy, dass man ein so ein Ding hat – beziehungsweise eineinhalb mit Your Love (9PM) noch dazu. 

Es passiert immer wieder, dass man mit Leuten über dich redet und sie dich zwar kennen, aber nach Amerika verordnen. Findest du es cool, oder stört es dich eher, wenn Leute sagen, deine Musik klingt amerikanisch?

Finde ich richtig gut. Das sehe ich sogar als Kompliment (…). Viel der richtig guten Musik kommt da her. Ich will jetzt nicht sagen, dass aus Ländern wie Deutschland, Spanien oder Italien keine krasse Musik kommt. Aber meine Vorbilder kommen schon alle aus den USA, UK – und Schweden auch viel. 

Wer waren denn insbesondere in deiner Anfangszeit als Musiker deine Vorbilder?

Ganz am Anfang, als ich angefangen habe, habe ich Hip-Hop-Beats gemacht. Da waren meine Vorbilder Dr. Dre und Timbaland. Als ich später zu Dance-Music geswitched bin, war es viel Swedish House Mafia, Avicii, Alesso und diese Ära von DJs. 

Es gibt viele DJs, die sich ganz anders vermarkten – du hast jetzt aber keine Marshmallow-Maske auf und baust auch nicht wie Alan Walker ein ganz eigenes Universum auf. Wäre das etwas für dich, sich als Persönlichkeit mehr zu vermarkten?

Nein. Für mich ist auf jeden Fall die Musik das Wichtigste – die steht im Vordergrund. Es ist auch ein unfassbarer Aufwand, was Alan Walker da macht. Das ist noch viel aufwendiger als die ganze Musik überhaupt zu machen. Ich glaube, mir fehlt in so einem Bereich dann auch die nötige Kreativität. Man muss schon auch Fan von so etwas sein. Ich kenne Alan Walker jetzt nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass er schon immer so etwas wie Gaming krass gefeiert hat. Das war halt nie so meine Welt. Wenn ich so etwas wie er machen würde, wäre das auch ein bisschen komisch, weil ich das dann einfach nicht geil machen würde. 

Vielleicht noch abschließend: Was steht bei dir 2022 noch an? Worauf freust du dich am meisten?

Gerade freue ich mich unfassbar auf Tomorrowland (…). Ich werde da zwei Wochenenden spielen – einmal auf der Mainstage und einmal auf der Second Mainstage. Das ist natürlich – wie sagt man – ein Ritterschlag für jeden DJ. Aber natürlich auch weiterhin Songs releasen und auf weitere Festivals. Ich freue mich auf jeden Live-Auftritt, den man dieses Jahr haben kann. In Deutschland stehen übrigens auch einige Festivals auf dem Programm!

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.

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Bildquelle: Universal Music