Toxische Beziehungen in Filmen: Wie Red Flags romantisiert werden

Unter diesen Voraussetzungen sind es größtenteils die Charakterzüge der männlichen Figur, welche die Beziehung problematisch machen. Neben einer gewissen Gewaltbereitschaft und hohem Eifersuchtspotenzial spielt oft auch ein vorhandenes Machtgefälle eine Rolle. Denn während die männlichen Figuren oft erfahren und draufgängerisch sind, stellen die Frauen in der Beziehung den unerfahrenen Gegenpol dar. Ein Paradebeispiel hierfür ist Christian Grey, der in „Fifty Shades of Grey“ nicht nur ein milliardenschwerer Geschäftsmann ist, sondern auch das Klischee eines echten „Frauenhelds“ erfüllt. Ganz im Gegensatz zu Anastasia, die ihm als eher verschlossene Studentin in vielerlei Hinsicht unterlegen zu sein scheint. Sonderlich romantisch hört sich das aus dieser Sichtweise jedenfalls nicht gerade an.

Woher kommt der Hype?

Trotz alldem sind solche Liebesfilme absolute Kinohits und erreichen nicht selten Erfolgsquoten. Es stellt sich daher die Frage, warum uns überholte Geschlechterrollen und toxische Beziehungsstrukturen förmlich an die Bildschirme fesseln, während bei uns im wahren Leben vermutlich sämtliche Alarmglocken schrillen würden.

Ein möglicher Beweggrund könnte beispielsweise sein, dass „normale“ Beziehungen für Zuschauer*innen oft zu langweilig werden, da sie weniger Konfliktpotenzial und mögliche Reibungspunkte bieten. Denn ein Liebesdrama, das eigentlich keines ist, würde uns wohl allenfalls ein müdes Lächeln abringen, bevor wir umschalten. Auch die Vermutung, dass wir beim Schauen von Filmen im Allgemeinen eher unkritisch sind, was die vermittelten Werte angeht, liegt nahe. Denn statt sich über diverse Red Flags und toxische Verhaltensweisen den Kopf zu zerbrechen, wollen wir uns oft einfach nur entspannt den jeweiligen Geschichten hingeben. Daher ist es für Filmemacher*innen wohl logisch, sich auch weiterhin auf ebendiese Klischees zu berufen, auch wenn diese eigentlich längst überholt sein sollten.

Natürlich folgen nicht alle Liebesfilme besagtem Schema und nicht überall findet eine Romantisierung toxischer Beziehungen statt. Dennoch wäre es langsam an der Zeit, sich vermehrt von solchen Dynamiken zu verabschieden. Oder zumindest, diese Themen anders aufzuarbeiten. Denn dass sich eine eindeutig toxische Beziehung im Laufe der Handlung als die „wahre Liebe“ herausstellt, kann sicherlich nicht der richtige Weg sein.

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Bildquelle: cottonbro studio via Pexels; CC0-Lizenz