Popcorn

Trash-TV-Zuschauer*innen sind überdurchschnittlich gebildet

In einem Interview mit der „Hochschule der Medien – Stuttgart“ nennt Dr. Franco Rota, Professor im Studiengang Werbung und Marktkommunikation, die Hauptgründe aus Sicht der Wissenschaft. „Neben dem Unterhaltungsfaktor und der Simulation von sozialem Leben, spielt die Identifikation eine wichtige Rolle. Es ist häufig so, dass man sich mit den Protagonisten solcher Shows identifiziert. Man sucht sich Charaktere aus, bei denen man denkt, dass sie einem nahestehen.“ Gerade in Corona-Zeiten sei das ein zentraler Faktor. „Wenn man in Zeiten von Corona viel Zeit hat und den ganzen Tag zu Hause ist, stellen Reality-Shows eine erfolgreiche Unterhaltung dar. Durch den Mangel an Sozialkontakten, und dem manchmal krampfhaftem Versuch, diese durch Online-Konversationen aufrecht zu erhalten, sehnen sich Menschen nach noch mehr Sozialität als normalerweise. Dafür können Reality-Shows durchaus ein virtueller Ersatz sein, weil sie Nähe am Menschen und eine gewisse Authentizität simulieren.“

Trash-TV und Zuschauer*innen-Intelligenz 

Die Argumente für den Konsum von Trash-TV klingen erst einmal nach einem nachvollziehbaren, menschlichen Verlangen. Aber sind die Menschen, die sich diesen Trieben hingeben, weniger intelligent? Genau das wollten auch Forschende des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik in Frankfurt herausfinden. Eine Online-Umfrage wurde über entsprechende Foren und Produktionsfirmen verteilt. Am Ende hatten die Forschenden 372 ausgefüllte Fragebögen, mit denen sie arbeiten konnten. 

Es stellte sich heraus, dass viele der Befragten entweder einen Universitätsabschluss besitzen oder dafür qualifiziert waren. Sie interessierten sich nicht nur für Trash-TV-Formate, sondern auch andere Kunst- und Medienformen, insbesondere populäre Musik und „qualitativ wertvolle“ Filme. 

Filmwissenschaftler Keyvan Sarkhosh zieht seine Schlüsse: „Wir haben es hier mit überdurchschnittlich gebildeten Zuschauern zu tun, die man in gewisser Weise als ‚kulturelle Allesfresser‘ bezeichnen könnte. Sie interessieren sich für ein breites Spektrum an Kunst- und Medienformen jenseits traditioneller Grenzen von Hoch- und Popkultur.“

Also heißt es: Entspannen und die Füße hochlegen. Die passende Ausrede für die nächste Trash-TV-Session habt ihr nun parat. 

Mehr zum Thema:

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: JESHOOTS.COM via Unsplash; CC0-Lizenz