
„Bist du schwanger?“ – Wenn übergriffige Fragen Grenzen überschreiten
Zwischen Grenzüberschreitungen und Übergriffen
Grenzüberschreitungen geschehen unabsichtlich und aus Unwissenheit. Oftmals sind sie Folge der eigenen Erziehung oder nicht hinterfragter Glaubenssätze. Ein Grund kann persönliche Unzufriedenheit sein, die auf die andere Person projiziert wird. Übergriffe hingegen sind absichtliche Vorgänge und in vielen Fällen verbunden mit gesellschaftlich verankerten Machtsystemen. Unzureichender Respekt dem anderen Menschen gegenüber, fehlende Sozialkompetenz oder mangelnde emotionale Reife können der Hintergrund für unsensibles Verhalten sein.
Nicht immer lässt sich zwischen Grenzüberschreitung und gezielten Übergriffen klar unterscheiden. Der Übergang ist fließend. Darüber hinaus spielen die eigene Wahrnehmung und Beurteilung des Verhaltens eine wichtige Rolle. Was für die eine Person bereits übergriffig erscheint, ist für die andere nicht einmal der Rede wert. Genau aus diesem Grund kommt es so häufig vor, dass wir versehentlich eine Grenze bei einem anderen Menschen überschreiten. Das passiert ohne dass wir es beabsichtigen oder bemerken.
Wir haben alle andere Grenzen
Nicht auf jeden wirken diese Fragen übergriffig oder unangebracht. Aber sie können es in bestimmten Situationen oder Lebenslagen sein. Deshalb sollte man mit solchen Fragen oder Ratschlägen vorsichtig sein und sich vorab Gedanken machen. Sobald jemand unsere Grenzen verbal oder körperlich überschreitet, fühlen wir das direkt und deutlich. Auch wenn die Frage noch so gut gemeint ist, scheint immer ein Vorwurf oder Kritik am eigenen Verhalten mitzuschwingen. Wir sind unangenehm berührt, fühlen uns unter Druck gesetzt oder werden wütend. Um diese Gefühle zu vermeiden, kann man sich selbst fragen: Stelle ich mit meiner Frage die Lebensentscheidungen der Person in Frage? Erwarte ich ein Verhalten nach gewissen gesellschaftlichen Normen und Regeln? Könnte die Frage Unsicherheiten triggern? Lautet die Antwort ja, dann sollte man sich die Frage vielleicht lieber verkneifen.
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Bildquelle: Liza Summer via Pexels; CC0-Lizenz