Joko und Klaas

Weniger Seriosität, mehr Halligalli

Bei einem Blick auf die Unterhaltungssendungen im deutschen Fernsehen wandert der Blick vom nationalen Blitzableiter Markus Lanz über die mehr oder weniger seriösen und unterhaltsamen Allzweckwaffen Günther Jauch und Stefan Raab hin zu Everybody’s Lieblingskaspern Joko und Klaas. Doch was macht die Sendungen der Beiden so erfolgreich, scheint eine ausgeklügelte Planung doch in den meisten Fällen nur sporadisch vorhanden zu sein?Joko und Klaas gehören schon seit ihrer Kult-Sendung „neoParadise“, spätestens jedoch mit dem Start von „CircusHalligalli“ zu den beliebtesten Entertainern im TV. Das erstaunlichste an ihrem Karrieresprung ist dabei eigentlich, dass sie ihn geschafft haben ohne sich selbst oder das Konzept ihrer Sendungen ernsthaft zu verändern und anderen erfolgreichen Sendekonzepten anzupassen.

 

Mut zum Nonsens

 

Das zeigt vor allem eins: Wir haben Spaß an Nonsens – im Fernsehen genau wie im täglichen Leben. Wie sollen wir denn sonst zwischen all den beunruhigenden Nachrichten von politischen oder religiösen Konflikten und menschlichen Abgründen unsere gute Laune behalten. Aus purer Freude am Nonsens geht es in Gesprächen unter Freunden weitaus öfters um banale, aber unglaublich lustige Geschichten als um weltpolitische Diskussionen. Und aus dem gleichen Grund fordert man sich gegenseitig zu recht sinnlosen Mutproben heraus, die noch Jahrzehnte später durch bloße Erinnerung die Lachtränen zum Vorschein bringen. Hauptsache unerwartet, spontan und ab und zu ein bisschen unter der Gürtellinie. Unvergessen sind in diesem Zusammenhang auch die Episoden von „Mein neuer Freund“, in denen Kandidatinnen ihren arglosen Eltern und Freunden 24 Stunden lang Christian Ulmen in einer seiner Paraderollen, wie beispielsweise der des arrogant-anmaßenden Alexander von Eich oder des dümmlich-dreisten Uwe Wöllner, als ihren neuen Freund präsentieren mussten. War die vereinbarte Zeit überstanden, winkte ein Geldgewinn, mit dem die unfreiwillige und irrsinnige Situationskomik, die aus diesen aberwitzigen Konstellationen entstanden war, nicht annähernd zu bezahlen gewesen wäre.

 

Planlosigkeit als Konzept

 

Nun ist die Erkenntnis, dass intelligenter Unfug erstklassig unterhalten kann, weder bahnbrechend noch sonderlich neu. Im Gegenteil: die Macher von „Dinner for One“ können ein Lied davon singen. Neu ist jedoch die Vehemenz und Geschwindigkeit, mit der sich entsprechende Formate aus ihrem Nischendasein in die öffentliche Wahrnehmung und Diskussion drängen bis schließlich, wie im Fall von Joko und Klaas, nicht einmal mehr die großen Privatsender daran vorbei kommen. Die beiden sind die personifizierten WG-Mitbewohner, die sich zu Essensduellen oder Schmerztests herausfordern, um einen langweiligen Abend zu überbrücken, und auf diese Weise jedes noch so öde Zusammentreffen in die Party des Jahrhunderts verwandeln. Und so wird eine Sequenz mit dem Twitter-Genie James Blunt als Gast auf Jokos Sofa auch ohne jegliche Planung zum Selbstläufer. Denn Schlagfertigkeit und Spontaneität sind hier die wichtigste, wenn nicht sogar die einzige, Voraussetzung.

 

Leberwurstbrot schlägt Trottel

 

„Hab‘ ich mit ‚Leberwurstbrot‘ gewonnen?“, fragt Klaas ungläubig am Ende von „Reise nach Vulgarien“, einem Spiel bei dem es um die kreative Erfindung von Schimpfwörter geht, um sich dann lautstark zu freuen: „Ja, ich bin der Asozialste!“. Eine Szene aus der Circus HalliGalli-Sendung vom 17.3., die man wie alle anderen bisher ausgestrahlten Episoden auf MyVideo nachträglich anschauen kann. Ja, offensichtlich reicht Leberwurstbrot zum gewinnen – nicht nur in der Sendung, sondern auch im Quotenkampf und zurecht wundern sich Joko und Klaas an einer anderen Stelle in ihrer Sendung lachend, dass aus derartigen Spielen und ähnlichem Quatsch tatsächlich ihr Berufsleben besteht. An dieser Stelle könnte man als Zuschauer neidisch und vielleicht sogar ein bisschen sauer werden, wenn es nicht so einen Heidenspaß machen würde, den beiden beim Quatsch machen zuzusehen.

 

Bildquelle: Wikimedia Commons, cc-by-sa 3.0