Das verflixte siebte Jahr – Was hinter dem Mythos steckt

Nach sechs Jahren glücklicher Beziehung bangen viele Paare vor dem, was bevor steht: das verflixte siebte Jahr. Angeblich ist das der entscheidende Punkt, entweder es kommt zu einer Trennung oder man bleibt danach für immer zusammen. Aber woher kommt dieser Aberglaube eigentlich und ist da wirklich etwas dran?

Die Zahl Sieben

Diese Zahl spielt nicht nur eine Rolle wenn es um Beziehungen geht, auch sonst ist sie mit viel Aberglauben behaftet. In der Antike war man davon überzeugt, dass das Leben in Abschnitte eingeteilt werden kann, die jeweils sieben Jahre lang dauern. In diesem Rhythmus tritt also eine neue Phase ein und man verändert sich. Völlig entfernt von der Wahrheit ist das nicht: Mit sieben Jahren sind bei Kindern alle Milchzähne ausgefallen, mit 14 beginnt die Pubertät und weitere sieben Jahre später mit 21 ist man endgültig volljährig. Früher dachte man allerdings noch, dass nach der siebten dieser Phasen der Tod folgt. Heute ist die Lebenserwartung natürlich deutlich höher als nur 49 Jahre.

Außerdem existiert ähnlich dazu auch der Mythos, dass sich alle Zellen des Körpers nach sieben Jahren erneuert haben und man dann quasi ein „neuer Mensch“ ist. Körperzellen erneuern sich tatsächlich und im Laufe von sieben bis zehn Jahren trifft das auch auf fast den ganzen Körper zu. Aber es gibt Zellen, die sich innerhalb nur weniger Tage erneuern, während z.B. die Zellen im zentralen Nervensystem das ganze Leben lang gleich bleiben.

Auch sonst findet man die Zahl Sieben so häufig wie keine andere: Die sieben Zwerge, die sieben Weltwunder, die sieben Tage in der Gott die Welt geschaffen haben soll und so weiter. Auch als Antwort auf die Frage nach der Lieblingszahl oder einer zufällig gewählten Zahl zwischen Eins und Zehn ist es meistens die Sieben. Wenn ein Spiegel zerbricht steht das angeblich für sieben Jahre Pech, gefolgt von sieben Jahren Glück. Dass dieser Zahl dann in der Liebe ebenfalls ein hoher Stellenwert zugeordnet wird, ganz von der Wolke 7 zu schweigen, ist wenig überraschend.

Das verflixte siebte Jahr

Die Angst vor dem siebten Jahr liegt letztendlich in der Angst endgültig von der „Schmetterlings-Phase“ der Beziehung zu der „Alltags-Phase“ zu wechseln. Die Leidenschaft und Magie der anfänglichen Beziehung lässt oft im Laufe der Zeit nach. Im siebten Jahr ist die Wahrscheinlichkeit, dass das von äußeren Umständen noch verstärkt wird, sehr hoch. Darunter fallen Familienplanung, Wohnungssuche oder Jobverlust – Dinge die auch nach sieben Jahre glücklicher Beziehung zu Problemen führen können. Tatsächlich tritt das allerdings meist schon früher auf, sechs Jahre lang sieht kaum jemand durchgehend durch die rosa-rote Brille. Das „verflixte siebte Jahr“ ist gar nicht so von Scheidungen geprägt wie man vielleicht denkt.

Wann genau der Übergang von der „Honeymoon-Phase“ in den alltäglichen Ablauf stattfindet ist unterschiedlich. So kommt es laut der amerikanischen Forscherin Helen Fisher im vierten Jahr zu den meisten Scheidungen. Dem statistischen Bundemsamt zufolge waren es im Jahr 2020 größtenteils Paare die sich nach dem fünften Jahr getrennt haben. Nach einem Experiment von dem Soziologen Michael Rosenfeld gingen 60% der Beziehungen noch vor dem ersten Jahrestag auseinander. Ab dann sinkt das Risiko drastisch, bis zum fünften Jahr, in welchem die Trennung etwas weniger unwahrscheinlich wird.

Das heißt nun aber nicht, dass man statt vor dem siebten nun vor dem fünftem Jahr fürchten sollte. Wann auch immer eine Beziehung mit Veränderung konfrontiert ist, führt das zu Herausforderungen. Ganz egal ob nach vier oder nach sechs Jahren, oder schon ganz am Anfang. Es gilt immer, sich um die Beziehung und um den*die Partner*in zu kümmern und sich gemeinsam den Problemen zu widmen. Wenn man aber von dem Aberglauben nicht ablassen kann, auch wenn es den Informationen nach nichts weiter als ein gesellschaftlicher Mythos ist, sollte man vielleicht mal einen neuen Blickwinkel entwickeln. Das verflixte siebte Jahr ist zwar furchterregend, aber wenn das überstanden ist, schafft die Beziehung auch alles andere. Zumindest bis zu der nächsten Veränderungs-Phase in sieben Jahren. Das eine Jahr Stress sind die sechs sorgenfreien Jahre dazwischen also wert.

Gleich weiterlesen:

Bildquelle: cottonbro studio via Pexels, CCO-Lizenz