Verlorene Fußballer Afrikas: Postkoloniale Ausbeutung?

Das zweitbeste europäische Team ist die Nationalmannschaft Frankreichs. Wie bei kaum einer anderen Nation lebt die Nationalelf von Spielern mit afrikanischem Migrationshintergrund. Als die Équipe tricolore im Jahr 2018 Weltmeister wurde, hatten 17 Spieler des Kaders einen kolonialen Hintergrund, darunter die Weltstars Kilian Mbappé, Ngolo Kanté oder Paul Pogba. Die Spieler Mandanda, Kimpembe (beide DR Kongo), Fekir (Algerien), Umtiti (Kamerun) und Rami (Marokko) besitzen sogar die doppelte Staatsbürgerschaft.  

Auch im englischen Team finden sich eine Reihe von Spielern mit afrikanischen Wurzeln in erster oder zweiter Generation, darunter mit Jadon Sancho (Trinidad und Tobago) und Bukayo Saka (Nigeria) zwei der größten Talente des Landes.

Auch im deutschen Team spielen einige afrikanische Migrantenkinder. Antonio Rüdigers Eltern stammen aus Sierra Leone, Serge Gnabrys Vater von der Elfenbeinküste und Sanés Vater aus dem Senegal. Die Liste lässt sich mit vielen weiteren Spielern anderer Nationen fortführen, von Österreich und der Schweiz über die Niederlande und Schweden bis hin zu Portugal. Alle Topnationen des europäischen Fußballs haben mehrere, häufig sogar wichtige Spieler, mit afrikanischen Wurzeln in ihren Reihen. Viele von Ihnen konnten sich entscheiden, welches Land sie in ihrer Nationalmannschaft vertreten. Die allermeisten mit ähnlichem Schicksal entscheiden sich nach wie vor für ihr europäisches Heimatland. Zum Nachteil für die afrikanischen Fußballnationen.

Profifußball im Postkolonialismus

Die Gründe dafür sind zwar bei jedem verschieden, eine allgemeine Tendenz lässt sich trotzdem erkennen. Egal ob in erster oder zweiter Generation, viele erfolgreiche Fußballer in den europäischen Nationalmannschaften haben einen afrikanischen Hintergrund. Teilweise sind ihre Eltern nach Europa ausgewandert, teilweise aber sind sogar die Spieler selber in Afrika geboren. Das viele Geld und der große Ruhm lässt sich mit Fußball allerdings nur in den europäischen Vereinen verdienen. Und so werden junge Talente immer früher und immer skrupelloser in das europäische Profigeschäft gelockt. Die Vereine und Agenten wittern gewinnbringende Transfers und die Nationen Erfolge ihrer Auswahlteams. Und so kommen immer mehr junge Talente frühzeitig nach Europa und entscheiden sich, wenn sie einmal hier wohnen, für die Nationalmannschaft ihrer neuen Heimatlandes.