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Video: Wie die BBC den Sexismus in der Filmindustrie gnadenlos sarkastisch karikiert

Die #MeToo-Debatte wurde von allen möglichen Seiten analysiert. Mal kamen Frauen zu Wort, mal Männer, oft sprachen Opfer und selten die Täter. In bitterernsten Berichterstattungen wurden schonungslos Details über sexuelle Belästigung offengelegt. Niemand wagte, in diese hochemotionale Diskussion auch nur eine Prise Sarkasmus zu streuen und die Thematik beißend-ironisch aufzuarbeiten. Bis jetzt.

 

Der Rückblick

 

Aber was war nochmal genau passiert? Im Oktober 2017 wurden Anschuldigungen gegen den amerikanischen Filmproduzenten Harvey Weinstein laut, zahllose Mitarbeiterinnen der Filmindustrie sexuell belästigt oder vergewaltigt zu haben. Im Zuge dessen fanden viele Frauen weltweit den Mut, in den sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #MeToo über sexuelle Übergriffe, die ihnen selber widerfahren waren, zu berichten. Die Thematik schlug riesige Wellen, ließ Emotionen hochkochen und riss alte Wunden auf. Das Verständnis des Sexismus wurde von Grund auf neu definiert, Grenzen wurden neu gezogen und die Bedeutung des Wortes Nein unterstrichen. Heute ziehen die Leute ihren ganz eigenen Schlüsse aus der Diskussion. Einige Menschen wissen, dass sie deutlicher und früher zu verstehen geben müssen, wenn sie etwas nicht wollen. Und andere wissen, was beim Kontakt mit ihrem Gegenüber ein absolutes Tabu ist. Sicher ist: Die Debatte ist noch längst nicht vorbei, im Gegenteil, sie dauert noch lange an.

 

Ein BBC-Kurzfilm über die prototypische weibliche Hauptrolle

 

Denn nun hat die BBC das Thema „Sexismus in der Unterhaltungsbranche“ mit einem siebenminütigen Kurzfilm neu aufgearbeitet. Doch anstatt erneut mit erhobenem Zeigefinger und lehrerhafter Stimme auf die Missstände aufmerksam zu machen, zieht der Nachrichtensender die Diskussion von einer ganz neuen Seite auf. Gnadenlos sarkastisch und übertrieben, aber genau deswegen schonungslos real werden die Zustände in der Entertainmentindustrie nachgezeichnet. In dem Clip geht es um eine Audition für die weibliche Hauptrolle in einem Film, die von einer strengen und peniblen Jury geleitet wird, die hohe Erwartungen an die potentielle Kandidatin hat. Viele bekannte britische Schauspielerinnen, zum Beispiel Emilia Clarke und Gemma Arterton, sprechen vor – oder besser: wollen vorsprechen. Denn immer wieder werden sie bereits vor Ende des Satzes, der ironischerweise „Das ist, was ich immer wollte: die Möglichkeit zu sprechen“ lautet, unterbrochen. Schließlich ist das Letzte, was die Jury will, eine authentische emanzipierte Frau, die womöglich noch spricht oder Persönlichkeit hat. Aber seht selbst:

 


 

Sorgt der BBC-Kurzfilm jetzt dafür, dass die Debatte über den Sexismus in die nächste Runde geht? Stehen sich dann die Legitimität der ironischen Aufarbeitung eines brenzligen Themas und moralische Grenzen entgegen? Oder einigen sich beide auf ein Unentschieden und verlassen Arm in Arm den Ring? Wir dürfen gespannt sein.

 

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