Dazugehören

Vom Gefühl, nirgendwo hinzugehören

Wer bin ich? Was will ich? Und: Wo gehöre ich hin? – Das alles sind Fragen, die einem in den Zwanzigern immer wieder durch den Kopf gehen. Aber was, wenn man auf diese Fragen keine Antwort parat hat?

Das Gefühl der Zugehörigkeit ist eines der wichtigsten Gefühle für unser soziales und emotionales Wohlbefinden. Jede*r mag es, sich an einem Ort oder bei einer Person oder bei einer Gruppe von Menschen „angekommen“ zu fühlen. Sich so zu fühlen, als würde man genau an diesen Platz oder genau zu diesen Leuten gehören. Als wäre ein Ort oder ein Mensch wie für einen gemacht.

Ich fühle mich, als gehörte ich nichts und niemandem. Das trifft rein technisch gesehen natürlich auf jeden Menschen zu. Schließlich ist niemand verpflichtet, an diesem oder jenem Ort oder bei dieser oder jener Person zu bleiben. 

Aber ich glaube, dass sich viele Menschen irgendwie „zugehörig“ fühlen – ihrer Stadt, ihrem Land, ihrer Familie, ihren Freund*innen, ihrem*ihrer Partner*in. Und dass es deswegen für viele Menschen nicht zur Debatte steht, ihren Wohnort zu wechseln, von ihrer Familie wegzuziehen, an einem anderen Ort zu leben als ihre Freund*innen und ihr*e Partner*in.

Verbinden und gehen lassen

Aber ebenso glaube ich, dass sich viele Menschen ein bisschen verloren auf dieser Welt fühlen – so wie ich. Natürlich weiß ich, an welchen Orten ich verwurzelt bin; an welchen Orten und mit welchen Menschen ich bisher Bindungen eingegangen bin.

Ich erinnere mich daran, wie ich jeden Winter mit meinem Vater Skifahren war. Und daran, wie ich mit meiner Mutter und meinem Stiefvater oft Tage und Nächte am Stück auf unserem Wochenendgrundstück verbracht habe.

Ich erinnere mich an meine erste richtige Freundin, die auch heute noch Teil meines Lebens ist, und daran, wie sie einmal, als sie bei mir zu Hause war, vor Lachen ihre Cola auf einen Teller voller Piccolinis gespuckt hat.

Ich erinnere mich an all die Freund*innen, die ich seitdem hatte und an all die Freundeskreise, in die ich hineingeraten bin. An all die Abende mit viel zu süßem Wein auf Spielplätzen mit 16. An die späteren WG-Partys und daran, wie wir in der immer selben Bar versackt sind und dramatische Gespräche darüber geführt haben, dass wir nicht wissen, wohin mit uns und unserem Leben.

Ich erinnere mich daran, wie ich zum ersten Mal verliebt war. In diesem einen Sommer so viele Abende mit dieser Person im Park verbracht habe.

Ich erinnere mich an meinen ersten Freund und daran, wie ich mit ihm in der Abenddämmerung auf einer Tischtennisplatte aus Stein in einem Wohngebiet unserer Kleinstadt gesessen habe.

Ich weiß, wen ich heute liebe und ich weiß, wer heute meine engste Freundin ist.