Studie zeigt: Wir müssen nicht reisen, um glücklich zu werden
Wenn ich bei meinen Großeltern morgens auf dem Sofa liege, der Geruch von Kaffee durchs Haus zieht und ich draußen die Amseln durch den schneebedeckten Rasen hüpfen sehe, bin ich schon ziemlich glücklich. Das liegt daran, dass damit verbundene Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend in mir hochkommen. Eine britische Studie hat nun belegt, dass dieses Glücksgefühl tatsächlich mit den Orten zusammenhängt, an denen wir uns befinden. Darum überrascht uns auch gar nicht mehr, dass bestimmte Orte unsere psychische Gesundheit und unser seelisches Wohlbefinden fördern.
Orte werden durch Erinnerungen geprägt
Schöne Nachrichten, denn anstatt nach Neuseeland oder Australien fliegen zu müssen, können wir auch einfach gemütlich auf der Couch liegen bleiben. Es reicht nämlich völlig aus zu deinem ganz persönlichen Lieblingsort zu reisen. Das kann alles mögliche sein, beispielsweise die alte Schaukel im Apfelgarten bei deinen Großeltern oder das süße Café am Marktplatz, in dem du dich früher immer mit deinen Freunden getroffen hast, während du Schulstunden geschwänzt hast. An diesen Orten hängen so viele Erinnerungen, dass du dich automatisch, ob du es nun willst oder nicht, an sie erinnert wirst. Sobald du mal aus deinem stressigen Alltag und dem Studenten-Trott fliehen willst, reicht es in das Dorf deiner Jugend zu fahren und dich dort mit deinen alten Schulfreunden an eurem Platz am See zu treffen, den sonst niemand kennt. Du musst dein Glück nicht an fremden, weit entlegenen Orten suchen, sondern findest es an Plätzen, zu denen du eine besonders starke Bindung hast.
Fast wie Zuhause
Du brauchst nicht mehr teuer um die Welt fliegen, sondern es genügt an deinen ganz persönlichen Lieblingsort zu reisen, um glücklich zu werden. Die Studie belegt sogar, dass du eine innere Glückseligkeit meistens nur an den Orten erreichst, die für dich selbst eine besondere Bedeutung haben. Fremde Orte oder Plätze, die du erst neu kennen lernst, können dich zwar verzaubern, aber du fühlst nicht diese innere Zufriedenheit. Manchmal kommt ein Anfall von Melancholie und Traurigkeit dazu. Häufig wirst du an diesen Orten an alte Zeiten erinnert, wie es einmal war und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat. Du kannst ein Fazit über dein eigenes Leben ziehen. Kannst schauen, wo du aktuell stehst und wo du noch hin willst. Da du zu diesen Orten einen speziellen Zugang hast, wirst du automatisch in eine besondere Stimmen versetzt. Diese Orte schaffen eine gewohnte Geborgenheit und du fühlst dich fast wie Zuhause.
„Ach, vergeblich das Fahren“
Also verbringe lieber Zeit an Orten, die dich glücklich machen, als ständig auf der Suche nach neuen Reisezielen zu sein. Die werden auf Dauer dein Verlangen nach Glück nicht stillen können. Glaubst du wirklich, dass du irgendwo anders glücklicher wirst? Das ist nämlich ein Trugschluss. Selbst Gottfried Benn hat das schon erkannt, als er sagte „Ach, vergeblich das Fahren! Spät erst erfahren Sie sich: bleiben und Stille bewahren, das sich umgrenzende Ich“.
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Bildquelle: Unsplash unter CC0-Lizenz