Obdachlose Frau

Warum in Deutschland Menschen auf der Straße leben

In Deutschland leben fast eine halbe Million Menschen auf der Straße. Obwohl wir eigentlich in einem Sozialstaat mit Hilfsangeboten für jede Situation leben, leben viele Menschen trotzdem ohne ein Dach über dem Kopf.

Die Gründe für diese Lebensweise sind verschieden. Meist gab es einen oder mehrere Schicksalsschläge und schlechte Erfahrungen im Leben der Obdachlosen. Trennungen, Scheidungen, der Tod von Bezugspersonen oder einfach der Verlust der Arbeit kann der Grund für das Leben auf der Straße sein. Für Viele ist es zunächst meist der einzige Ausweg. Wohnungslosigkeit kann in jeder Phase des Lebens geschehen.

Der häufigste Grund bei Erwachsenen sind Mietschulden. Die steigenden Mieten und der begrenzte Wohnraum verschärfen den Wohnungsmarkt, sodass viele Menschen ihre Miete nicht mehr bezahlen können und auf der Straße landen. Bei Mietschulden wird in der Regel das Sozialamt kontaktiert, welches für die fehlenden Rechnungen aufkommen kann. Allerdings kommt diese Hilfestellung per Post, wo sie zwischen Mahnungen verloren geht, nicht wahrgenommen wird und es dann irgendwann zu spät ist. Manche Sozialämter besuchen bei fehlender Rückmeldung die Menschen zu Hause, jedoch ist dies nicht gesetzlich vorgeschrieben, sodass es oft bei einem schriftlichen Angebot bleibt. Die Menschen geraten in einen Teufelskreis, da sie sich ohne Arbeit keine Wohnung leisten können, und ohne Wohnung aber auch keine Arbeit mehr bekommen.

Jugendliche Obdachlose sind meist wegen ihren Familienverhältnissen von zu Hause weggegangen und leben nun auf der Straße oder ziehen von Couch zu Couch und denken jeden Abend darüber nach, wo sie schlafen. Sie sind gezwungen zu Betteln und wenn das Geld nicht mehr reicht, zu stehlen. Sie fangen an Drogen und Alkohol zu konsumieren und nur wenige nehmen Hilfsangebote, wie der Unterstützung bei dem Ausfüllen verschiedenster Formulare wahr.

Den Menschen, die Hilfe annehmen, um von der Straße runterzukommen, macht meist die Bürokratie einen Strich durch die Rechnung. Die fehlende Kommunikation zwischen Jobcenter und Sozialamt erschwert die problematische Lage der Menschen zusätzlich. Sie werden zwischen den Ämtern hin und her geschickt, bis sie irgendwann aufgeben und im Kampf gegen die Bürokratie kapitulieren. Viele sehen Behörden als Feind an und sind zu stolz, um Hilfe von Betreuern anzunehmen, die ihnen bei der Bürokratie helfen können.  

Gemeinden und Städte sind dazu verpflichtet Wohnraum für Menschen zur Verfügung zu stellen und jedem Menschen steht in der Theorie ein Platz in einer Notunterkunft zu. Warum so viele Menschen trotzdem auf der Straße leben und die Straße den Unterkünften vorziehen, hat unterschiedliche Ursachen. Viele von ihnen haben Angst vor den anderen Menschen oder besitzen Tiere, die nicht mit in die Unterkunft genommen werden dürfen. Süchte, wie Alkohol- oder Drogenkonsum darf in den Unterkünften nicht nachgegangen werden, weshalb sich viele gegen einen warmen Schlafplatz entscheiden.

Auch die Herkunft spielt bei den Möglichkeiten für Obdachlose eine Rolle. Viele Unterkünfte nehmen keine Menschen aus dem EU-Ausland auf, da diese oftmals nur den Menschen zur Verfügung stehen, denen gesetzlich auch Sozialleistungen zustehen. Aus diesem Grund müssen immer mehr Menschen, die zum Arbeiten nach Deutschland kommen auf der Straße schlafen, weil sie sich keine Wohnung leisten können und das Angebot einer Notunterkunft nicht für sie gilt.

Daran sieht man, dass trotz der zahlreichen Angebote für Obdachlose und Möglichkeiten, die der Staat stellt, immer noch Menschen aus verschiedenen Gründen auf der Straße leben. Dies ist ein großes Problem, da wohnen ein Menschenrecht, aber immer noch nicht im Gesetz verankert ist.

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Bildquelle: MART PRODUCTION von pexels, CC0-Lizenz