Warum wir nicht die gleichen Hobbys wie unser Partner haben sollten

Wenn’s doch nur den Fun verdirbt

Mein Ex-Freund zum Beispiel, der liebte Snowboarden über alles. Wahrscheinlich sogar ein bisschen mehr als mich. Weil er deshalb ganze Wochenenden in den Bergen verbrachte, kamen wir auf die Lösung, dass ich auch eine leidenschaftliche Snowboarderin werden sollte. Hat natürlich nicht geklappt. Wir starteten mehrere Versuche, er lieh mir alles was ich brauchte, lud mich auf das Ski-Abo ein und gab mir gut gemeinte Tipps, wie ich ohne Knochenbruch den Hang hinunter kam. Ich gab mir wahnsinnig Mühe, dem klitzekleinen Bock auf Wintersport, den ich in mir zu spüren glaubte, unglaublich viel Raum zu geben. Das funktionierte ganz gut, vor allem als ich sah, wie er sich freute, dass ich dabei war und wie oft er sagte: „Hey du bist doch schon voll schnell!“ Aber mit dem ersten Sturz kam das Kopfweh und die unvermeidlich schlechte Laune. Spätestens auf der langen Heimfahrt konnte ich mir keine Mühe mehr geben, meinen Anschiss zu verbergen und so verdarb ich natürlich auch ihm die Freude am ganzen Tag. Es war schlussendlich nur ein großes Lose-Lose.

Und was lerne ich daraus? Es ist schön, dass er mir seine Welt gezeigt hat, dass ich ihm die Möglichkeit gab, vor mir zu brillieren. Es ist auch schön, dass ich und wir gemeinsam dem Neuem eine Chance gegeben haben – wer weiß, vielleicht hätte das ja echt was werden können. Aber es galt zu akzeptieren, dass Snowboarden halt einfach nix für mich war (leider versuchten wir viel zu lange, noch etwas zu erzwingen – und es wurde ein immer versauerteres Thema und machte nur noch schlechte Gefühle). Und so ließ ich ihm irgendwann sein Feld. Ich freute mich über Bilder und Videos und die neusten Berichte über die Schneeverhältnisse, und war unendlich froh, nicht dabei sein zu müssen. So unendlich froh wie er war, dass er dafür auch nicht in meine Hip-Hop-Stunden kommen musste.

Er stürmt Gipfel, aber schnarcht im Ballett

Bei meinen Eltern sehe ich, wie sich die Nichteinmischung in ihre Hobbys schon seit Jahren eingebürgert und angepasst hat: Mein Papa macht viel Sport, rennt Berge rauf und runter oder paddelt mit dem Kayak durch die schwedische Flusslandschaft. Meine Mama hingegen, schreibt gern und viel, liebt Ballettaufführungen im Stadttheater und hat wohl jedes Buch, das es auf diesem Planeten gibt, gelesen. Zusammen am Korsika-Marathon teilzunehmen oder in die Nussknacker-Vorführung zu gehen, kommt beiden nicht in den Sinn. Sie wissen: Das mühsame Hinterherschnaufen oder das leise Schnarchen vom Sitz nebendran würde dem anderen nur den Spaß verderben. Nachher erzählen und zuhören ist dafür um so schöner.

Sie wissen aber auch, dass in dieser Nichteinmischung viel Bewunderung und Respekt liegt. Die Talente des anderen respektieren und ihn darin unterstützen. Von Außen. So entsteht viel weniger Raum für Konkurrenzdenken. Wenn beide ihr eigenes Feld haben und der andere sie aus einer neutralen Position bestärken, loben, und vor allem bewundern kann: Mein Papa sagt immer, die bewundernden Blicke meiner Mama, wenn er mal wieder einen Gipfel gestürmt hat, geben ihm so unendlich viel und bedeuten schlussendlich viel mehr, als dieser ständige Druck, alles zusammen machen und erreichen zu müssen. Denn hey: „Es würde mich wahnsinnig nerven, wenn meine Frau plötzlich vor mir auf dem Berg ist“, findet mein Papa.

Neue Impulse setzen

Wenn wir uns von dem Gedanken und dem Druck lösen, eine Beziehung funktioniere nur mit ausschließlich gemeinsamen Hobbys, so bleibt viel mehr Potential für gegenseitige Inspiration. Wenn wir von unserem Erlebten berichten können und unsere Partner von ihrem. Wenn wir füreinander neue Impulse setzen und nicht im selben Teich rumdümpeln. Ist das nicht das, was die Beziehung spannend hält?

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Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz