Global Slavery Index: 46 Millionen Menschen Sklaven. Wie viele arbeiten für dich?

46 Millionen Sklaven auf der Welt: Und wie viele arbeiten für dich?

Frühestens mit dem abgeschlossenen Sezessionskrieg 1865 und spätestens mit dem 1990 besiegelten Ende der Apartheid gilt der weltweite Sklavenhandel als offiziell abgeschafft. Auf dem Papier zumindest. Doch die Realität ist bitter wie eh und je: Menschen handeln noch immer mit Menschen. So wie sie es immer gemacht haben und wohl immer tun werden.

„Moderne Sklaverei“ nennt man das, und es bedeutet, dass die klassische Form der Leibeigenschaft immer mehr von politischer Gefangenschaft, Kinderarbeit, Zwangsprostitution, Zwangsarbeit und der Rekrutierung von Kindersoldaten abgelöst wird. Die UNO zählt in ihrer offiziellen Definition auch die Entnahme von Organen dazu.

 

Weltweit gibt es 46 Millionen moderne Sklaven

 

Bislang konnte nur darüber spekuliert werden, wie viele Menschen weltweit tatsächlich zu den heutigen Sklaven zählen. Im Jahr 2014 berief man sich auf 35,8 Millionen, obwohl die Dunkelziffer schon damals deutlich höher geschätzt wurde. Und tatsächlich hat die australische Menschenrechtsorganisation Walk Free Foundation nun einen dritten Index über die globale Sklaverei veröffentlicht: Demnach sind weltweit knapp 46 Millionen Menschen aus 167 Ländern betroffen.

Der Mitgründer der Organisation Andrew Forrest führt die deutlich angestiegene Zahl einerseits auf eine verbesserte Datengrundlage zurück, andererseits aber auch auf eine verschlechterte Gesamtsituation durch die Flüchtlingskrise. Forrest glaubt, dass Asylsuchende oft verletzlicher sind und deshalb eher in den Teufelskreis der modernen Sklaverei geraten.

Die Menschenrechtsaktivisten führten für ihren Index 42.000 Interviews in 53 Sprachen in 25 Ländern, und arbeiteten während der ganzen Zeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Gallup zusammen. Obwohl es in allen 167 analysierten Ländern Anzeichen für Sklaverei gab, stehen Indien und Nordkorea doch unangefochten an der Spitze. In Indien wird die Zahl auf 18, 4 Millionen geschätzt, in Nordkorea sind es mit 1, 1 Millionen sogar circa 4,37 Prozent der Bevölkerung. „Wir wollen, dass der Index ein Weckruf ist“, meinte Forrest. „Wir haben Sklaverei verursacht und weil sie menschengemacht ist, können wir sie auch bekämpfen.“

Der Index erfasst außerdem den Umgang von Regierungen mit moderner Sklaverei, demnach sind die Regierungen, die weltweit am meisten gegen Sklaverei ankämpfen, die Niederlande, die USA, Großbritannien, Schweden und Australien. Weil insgesamt zwei Drittel aller modernen Sklaven aus Asien stammen, überrascht es nicht, dass die Regierungen im Iran und in Nordkorea dabei am leichtfertigsten mit Sklaven umgehen.

 

In Nordkorea ist es das Regime, in Indien die Armut

 

Ganz im Gegenteil: In Nordkorea wird der Menschenhandel vom totalitären Führerstaat sogar forciert. Jährlich werden hier schätzungsweise hunderttausende Nordkoreaner in Lagern zusammengepfercht und zur Zwangsarbeit gedrängt, um Regime-Gegner einerseits zum Schweigen zu bringen und andererseits ihre Arbeitskraft wirtschaftlich auszunutzen. Der Zustand in jenen Arbeitslagern ist mehr als nur menschenunwürdig: Die Arbeiter schuften tagtäglich bis zur totalen Erschöpfung, sind chronisch unterernährt und werden bei schwerwiegenden Erkrankungen nicht behandelt.

In Indien wiederum werden die Menschen vor allem wegen ständiger Geldnot in die Sklaverei getrieben: Zwei Drittel der Bevölkerung leben hier in Armut. Die häufigsten Phänomene sind deshalb Zwangsprostitution und Bettelkinder, letztere werden oft von Mafia-ähnlichen Banden ausgenutzt; manchmal von verzweifelten Familien sogar an solche verkauft.

 

Und wieder die Globalisierung

 

Doch wie so vieles führt die Spur moderner Sklaverei in ihrer Gesamtheit zurück in den reichen Westen und damit direkt zu uns. Wir haben es der Globalisierung zu verdanken, dass wir gute Produkte für möglichst wenig Geld erwerben können – da dürfen usbekische Kinder dann gerne auch mal auf den Baumwollfeldern für uns schuften. Indirekt betrachtet hat tatsächlich jeder „First World“ Bürger eine ganz persönliche Anzahl an Sklaven, eine ganze Reihe an Menschen, die er allein ausbeutet.

Wie viele das wirklich sind, kann mit Hilfe des „Slaveryfootprints“ ganz einfach ausgerechnet werden. Der Selbsttest ermittelt mit Hilfe gängiger Fragen wie „Wie viele Kleidungsstücke hängen in Ihrem Schrank?“ oder „Wie viele elektronische Geräte besitzen Sie?“, bis zu welchem Grad jemand Zwangsarbeit oder wirtschaftliche Ausbeutung unterstützt. Und wie viele Sklaven arbeiten für dich?

 

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Bidquelle: hdtpcar unter cc by-sa 2.0