Wie funktionieren Filterblasen?
Die Filterblase sorgt also dafür, dass wir nur die Informationen erhalten, die wir auch wirklich sehen und hören möchten – klingt erst einmal gar nicht so schlecht. Doch leider geht es auf Social Media nicht immer nur um süße Hundevideos, sondern oft auch um politische Ansichten und kontroverse Themen. Wer durchgehend mit derselben Meinung konfrontiert wird, verschließt seine Augen gegenüber anderen Positionen. Die Reflektionskompetenz geht verloren, man vergisst immer häufiger, sich sein eigenes Urteil zu bilden und vertraut stattdessen blind auf die Posts in seiner Timeline. Zudem steigt das Risiko, sich im Laufe der Zeit immer stärker an die dargestellten Meinungen anzupassen und so gegebenenfalls eine extreme bis extremistische Orientierung zu entwickeln. Natürlich handelt es sich hierbei um einzelne Fälle, doch die Zentrierung auf die eigenen Ansichten kommt keinem Menschen zugute: Pariser betont in seinem Buch mehrmals, wie wichtig zufällige Begegnungen und konfliktreiche Auseinandersetzungen für unsere persönliche und kreative Entwicklung sind.
Welche gravierenden Auswirkungen die Filterblasen haben können, zeigte vor einigen Jahren die Wahl Donald Trumps zum US-Präsident. Viele Menschen waren vom Ausgang der Abstimmung überrascht – das hatte aber nicht etwa mit Wahlbetrug oder einer plötzlichen Trendwende zu tun, sondern war das Resultat ihrer personalisierten Berichterstattung. Anhänger*innen von Hillary Clinton hatten in den sozialen Netzwerken hauptsächlich Posts angezeigt bekommen, die einen Wahlsieg der Demokraten weitestgehend sicher vorhersagten. Die persönliche Meinung wurde als grundlegende Stimmung missinterpretiert – der Schock war groß, als sich herausstellte, dass die gegnerischen Ansichten doch weitaus stärker verbreitet waren, als zunächst angenommen.