Drei Menschen sitzen auf dem Boden und spielen ein Brettspiel.

Kolonialismus und Imperialismus in Brettspielen

Vor kurzem habe ich an einem gemeinsamen WG-Abend zum ersten Mal Puerto Rico gespielt. Ziel des Brettspiels ist es kurz gesagt, die meisten Siegpunkte zu sammeln. Die erhält man, indem man beispielsweise Kaffee oder Zucker anbaut, verkauft und Gebäude zur Gewinnmaximierung errichtet. Die Rohstoffe können nur gewonnen werden, wenn man im Spiel tatsächlich so genannte Kolonisten ergattert, die sich um den Anbau kümmern.

An diesem Punkt bin ich stutzig geworden und habe es als ziemlich unangebracht empfunden, dass das Spiel tatsächlich so stark an die Zeit der Kolonien angelehnt ist. Ein bisschen makaber ist auch, dass der Inselstaat Puerto Rico früher tatsächlich eine spanische Kolonie war. Sofort sind mir viele ähnliche Spiele in den Sinn gekommen, und ich habe mich zum ersten Mal gefragt, warum Spiele in dieser Form überhaupt auf den Markt gebracht werden, und ob es vertretbar ist, sie trotzdem zu spielen.

Risiko“, das Go-to-Spiel

Das bekannteste Eroberungsspiel ist wohl Risiko. Wem die Regeln nicht bekannt sind: Alle Spieler besetzen zu Beginn mit ihren Armeen alle auf der Weltkarte verfügbaren Gebiete. Anschließend geht es darum, benachbarte Gebiete anzugreifen, sie einzunehmen und parallel die eigenen Gebiete zu verteidigen. Gewonnen hat, wer als letztes noch auf der Weltkarte vertreten ist – und idealerweise die ganze Welt eingenommen hat. Risiko ist wohl eher imperialistisch als kolonialistisch.

Kleiner Reminder: Imperialismus bedeutet laut bpb.de, dass Macht und Einfluss eines Staates systematisch erweitert und ausgebaut werden sollen, während Kolonialismus die Ausdehnung der Herrschaftsmacht europäischer Länder auf außereuropäische Gebiete und die damit einhergehende wirtschaftliche Ausbeutung bezeichnet (Quelle: bpb.de). Beiden Begriffen ist aber gemein, dass sie einer eigentlich längst vergangenen Zeit angehören.