Selbstzensur Silvester Neujahr

Wir betreiben Selbst-Zensur

Der Dezember läuft gemütlich seinem Ende entgegen, während wir uns gegenseitig mit der Frage des Jahres belagern: „Und, was machst du an Silvester?“

Die häufigste Antwort: genervtes Schulterzucken. Die Erwartungen an den Rutsch in einen neuen Kreis aus 365 Einzelteilen schrauben wir von Jahr zu Jahr runter. Weil das Silvester davor schon nicht so der Knaller war. Und das davor auch nicht. Trotzdem juckt und kribbelt es ein bisschen, wenn wir uns an Feuerwerk, Racletteschaufelei und nie leer werdende Schnapsgläser erinnern. Grund dafür ist aber nicht, dass unsere Silvestererlebnisse im Nachhinein betrachtet doch geiler waren, als wir geglaubt haben. Sondern eher unsere Neigung, Erinnerungen zu manipulieren.

 

Früher war alles besser

 

„Erinnerungen sind dynamische Rekonstruktionen selektiv wahrgenommener Informationen, emotional gefärbt und manipulierbar“, definiert Zeit Online die Bildchen, die jeder in sein unsichtbares Lebensalbum einklebt, und beruft sich dabei auf verschiedene Gedächtnisforscher. Im Grunde sind wir alle professionelle Photoshopper, wir betreiben Selbst-Zensur: Das Silvester von vor vier Jahren lässt sich herausnehmen, in Pastellfarben tunken, hier und da kürzen – und voilà, plötzlich hattest du die beste oder beschissenste Partynacht, seit du Böller auf die Nachbarskatze werfen kannst.

Unsere Erinnerungen an Orte, Umgebungen und Zeitumstände lagern wir im Hippocampus ab. Gefühle hingegen finden in der Amygdala Platz. Und diese sind es, die sich verändern – und damit Erlebtes im Nachhinein in eine positive oder negative Sichtweise tauchen können. Hat man zum Beispiel mit dem Partner ein wunderbares Silvester verbracht, kann sich dieses Bild ändern, wenn die Beziehung in die Brüche geht und sich die rosaroten Emotionen in Luft auflösen.

 

Not the same procedure as every year

 

Gefühle, Erfahrungen und die aktuelle Lebenslage spielen mit ein, wie wir uns an bestimmte Situationen erinnern. Das heißt, dass wir uns in Zukunft stets anders an unsere Vergangenheit zurück besinnen werden. Was doch gut ist: weil wir so jedes Jahr wieder die Chance haben – unabhängig von unseren eventuell miesen Erfahrungen – ein einzigartig gutes Silvester zu feiern.

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Bildquelle: Christopher Campbell unter CC 0 Lizenz