WM 2034 in Saudi-Arabien? DFB steht unter Druck

Die Uhr tickt

Saudi-Arabien hat bereits Interesse an der WM 2034 bekundet und die letzten Monate gezeigt, wie groß das Interesse am internationalen Fußballgeschäft ist. Diesen Sommer gaben die Vereine der Saudi-Arabischen Liga – vor allem die vier Clubs, die dem saudischen Staat gehören – über 800 Millionen Euro für Spieler wie Christiano Ronaldo oder Neymar aus. Nur in England wurde mehr ausgegeben.

Es heißt, dass aktuell Australien gemeinsam mit Neuseeland und Indonesien über eine Bewerbung nachdenkt und gerade Möglichkeiten prüft. Doch viel Zeit bleibt ihnen nicht mehr. Bis zum 31. Oktober 2023 müssen alle möglichen Bewerber ihr Interesse verkünden. Und während der australische Verband noch prüft, hat Saudi-Arabien längst offiziell sein Interesse bekannt gegeben, inklusive Image-Film.

Saudi-Arabien ist klarer Favorit und die Fifa hat es sich, dank des Rotationsprinzips, leicht gemacht. Es wäre nur ein weiterer Schritt der Saudis, ihr Image aufzupolieren. Dabei weisen Menschenrechtsorganisationen immer wieder auf die Missstände im Land hin. Menschenrechte werden mit Füßen getreten, Meinungs- und Pressefreiheit existieren nicht, Folter, Misshandlung und die Todesstrafe sind Teil des Rechtssystems.

Ähnlich war es auch bei der WM im vergangenen Winter 2022 in Katar. Doch da wiesen viele Spieler und Funktionäre immer wieder auf die Vergabe im Jahr 2010 hin. Wurden sie auf Kritik oder einen möglichen Boykott angesprochen, hieß es, der Fehler sei bereits bei der Vergabe gemacht worden, jetzt sei es zu spät oder man habe damals noch nichts von der Situation vor Ort gewusst. Das ist jetzt anders.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Die Menschenrechtsverletzungen sind bekannt. Amnesty International berichtete letztes Jahr von der größten Massenhinrichtung seit Jahrzehnten, 81 saudi-arabische und ausländische Staatsangehörige wurden getötet. Im selben Jahr wurden mindestens 15 Menschen für terroristische Straftaten verurteilt: Weil sie unter anderem auf Twitter ihre Meinung äußerten, kommen sie bis zu 45 Jahre ins Gefängnis. Außerdem wurde 2022 ein Gesetz verabschiedet, dass die männliche Vormundschaft festigt und damit die Diskriminierung von Frauen verstärkt.

Deswegen sehen viele Fans und Aktivist*innen die Verbände wie die UEFA, aber auch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) jetzt in der Pflicht, sich gegen die WM einzusetzen. Jetzt wäre der beste und vielleicht letztmögliche Zeitpunkt, sich gegen eine WM in Saudi-Arabien auszusprechen. Bis zum 31. Oktober bleibt ihnen noch Zeit.

Doch bis jetzt ist kein Widerstand zu erkennen, auch nicht beim DFB. Im Gegenteil: Die WM 2030 auf drei Kontinenten, die Saudi-Arabien vielleicht zum alleinigen Bewerber für die WM 2034 macht, wurde einstimmig abgesegnet. Auch der Präsident des DFB, Bernd Neuendorf, der nach dem Turnier in Katar sagte, die WM-Vergabe müsse an die Einhaltung der Menschenrechte geknüpft sein, stimmte zu.

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Bildquelle: Fauzan Saari via Unsplash; CC0-Lizenz