Zum Heiland mit Wanda: „Ich fühle mich gerade wahnsinnig alt“

Apropos Gefühl: Texteschreiben! Ist das bei euch eher so eine Gefühlssache oder steht zunächst eine tiefsinnige Message im Vordergrund?

Christian: Marco schreibt die Texte. Aber ich glaube nicht, dass er versucht, bewusst tiefsinnige Messages rüberzubringen, sondern ich glaub eher, dass er versucht, Gefühle wiederzugeben, die aus einer Art kollektiven Bewusstseins herrühren. Weißt du was ich meine?

Ich versuch es…

Christian: Also nicht das, was er persönlich denkt, sondern das, was er vielleicht in bestimmten Situationen gedacht hat aber auch andere Personen oder so gesellschaftliche Archetypen sich denken. Stimmungsbilder! Aber ich glaube nicht, dass es da um eine tiefere Message geht als um Liebe.

Was ja meistens schon tiefgehend genug ist! Was für ein schönes Schlusswort – danke für eure Zeit. Zum Abschluss würde ich…

Christian: …uns jetzt noch den selben Ohrring verpassen wollen wie du ihn trägst? Der ist ganz schön arg! (an Ray gewandt) Hast du den gesehen?

Auch darüber können wir gleich nochmal reden, aber eigentlich würde ich noch einen Schnaps mit euch trinken wollen.

Christian: Puh, eigentlich trinke ich nie. Schon gar nicht so früh (grinst). Ja komm schenk ein!

Nachdem der Becherinhalt ausgiebig auf Farbe und Geruch untersucht wurde (Fazit Ray: „Riecht wie Sojasauce mit Bier“), wird anstandslos getrunken. 

Ray: Der ist auf jeden Fall sehr weich. Darf ich die Flasche behalten?

Und so kommt es, dass Bassist Reinhold ‚Ray‘ Weber im Laufe des darauffolgenden Konzertes den Song „Schnaps“ einer jungen Dame, die ihm wenige Stunden zuvor eine Flasche Doppelbockliqueur schenkte, widmet.

Man mag von Wanda halten was man will, aber hinter dem Wiener Schmäh-Image steckt vor allem eine Liveband, die ihr Publikum auch bei tropischen Klimaverhältnissen über 90 Minuten hinweg zu begeistern weiß. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für eine Back Up-Karriere im Fußballgeschäft. Eineinhalb Stunden klingen zunächst einmal dürftig. Doch verschwendet die Band um Frontmann Michael Marco Fitzthum kaum Zeit für ausgiebiges Geschwätz. Im Gegenteil: Fast ununterbrochen reiht sich ein Song an den nächsten. Spektakuläre Gestiken, das Entkleiden bis aufs Feinripphemd und nicht zuletzt der wiederkehrende „Amore“-Ausruf. Auch, wenn wir das Imagerätsel nicht gänzlich lösen konnten: Die musikalische Leidenschaft ist bei diesen Jungs auf keinen Fall aufgesetzt.

https://www.youtube.com/watch?v=y5_innfJ-gQ

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Bilder: ZEITjUNG