„13 Fragen“ – Die Suche nach dem Kompromiss

ZEITjUNG: Bei euch zu Besuch sind keine Größen des öffentlichen Lebens, keine Politiker*innen oder etwa A-Promis: Nach welchen Kriterien sucht ihr eure Gäst*innen aus?

Jo: Stimmt nur zum Teil. Größen des öffentlichen Lebens, durchaus auch berühmte Menschen, kommen bei uns schon vor. Aber Prominenz ist kein „Einstellungskriterium“. Uns ist ein möglichst diverses Panel wichtig, durchaus auch mit Leuten, die noch nicht durch jede Talkshow gejagt wurden. Den sinnbildlichen Karl Lauterbach wird man bei uns jedenfalls nicht finden. Eine gewisse Redegewandtheit und Expertise sind aber natürlich wünschenswert. 

ZEITjUNG: Trotz des gelegentlichen Einwurfs von Fakten und eurer Moderation wird das Format hauptsächlich von der Diskussion zwischen euren Gäst*innen getragen: Was ist der Vorteil davon?

Jo: Wir sind im besten Sinne als Moderator*innen gefragt. Wir vermitteln, fassen zusammen, nehmen den Ball auf und spielen ihn zurück zur Gegenseite. Wir wollen ja gerade nicht nacheinander Meinungen abfragen, sondern das Feld bereiten für eine gute Diskussion mit dem Ziel: Kompromiss. Zumindest soll aber deutlich werden, warum es hakt, was passieren müsste, dass die Gegenseite eben doch rüber kommt, oder welche persönlichen Verstrickungen einen Kompromiss erschweren. Denn wenn wir nicht wollen, dass der Karren, den wir Gesellschaft nennen, an die Wand fährt, dann bleibt uns ja gar nichts anderes übrig, als aufeinander zuzugehen statt uns immer tiefer in unsere Gräben zurückzuziehen. 

Salwa: Das Herzstück dieses Formates ist die Diskussion: Wir wollen Raum plus safe space schaffen, der einen echten Austausch jenseits von Kommentarspalten im Netz möglich macht. Sechs Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Meinungen kommen zusammen, hören sich zu, ringen um Argumente, tauschen sich aus und finden im besten Fall eine Lösung – wir bringen sie zusammen.

ZEITjUNG: Am Ende der Diskussion versucht ihr, die Beteiligten mit Kompromissen/ Lösungsvorschlägen näher aneinander zu bringen. Bei welchem Thema ist euch das bisher am schwersten gefallen?

Jo: Ich hatte neulich eine Folge über Kapitalismus: Während die grundsätzlichen Befürworter*innen des Systems weit in die Mitte kamen, weil sie klaren Reformbedarf sahen, blieben diejenigen, die den Kapitalismus überwinden wollen, stur hinten stehen, weil sie ja nicht das System verbessern wollen, sondern abschaffen – Reform-Kompromissen wollten sie also nicht zustimmen.  Halte ich auch für eine interessante Erkenntnis.