JA-WORT INTERNATIONAL: SO HEIRATET MAN IN ANDEREN LÄNDERN

Als Paar durchlebt ihr verschiedene Meilensteine eurer Beziehung. Jede dieser Etappen schweißt euch stärker zusammen und irgendwann stellt ihr fest, dass ihr nie wieder ohne den*die andere*n sein wollt. Die typischen Hochzeitsbräuche, die hierzulande zelebriert werden, sind euch aber zu gewöhnlich? Kein Problem! Werft einen Blick über den Tellerrand und schaut euch an, wie andere Länder die Verlobung und Hochzeit feiern. Da ist bestimmt genug Inspiration für eure ganz eigene Version dabei.

EUROPA

Deutschland

Hochzeitsbräuche machen eine Hochzeit zu einem besonderen und einzigartigen Ereignis. Die teils sehr alten Traditionen verleihen selbst modernen Hochzeiten einen individuellen Touch.

Das Ganze beginnt mit dem Heiratsantrag, der gerne originell ausfallen kann: Traditionsgemäß bittet der Mann seine Angebetete um ihre Hand. Natürlich darf heutzutage auch die Frau aktiv werden, wenn sie nicht mehr warten möchte.

In Deutschland organisiert das zukünftige Brautpaar in der Zeit vor der Hochzeit traditionell einen Polterabend, zu dem die Familie, Freunde und Nachbarn eingeladen werden. Die Gäste bringen Porzellan mit, um es mit großem Poltern und Klirren zu Boden zu werfen. Die Scherben sollen Glück bringen und der Lärm böse Geister vertreiben.

Manchmal wird statt eines Polterabends oder zusätzlich dazu ein Junggesellenabschied durchgeführt – einen für die Braut und einen für den Bräutigam. Oft planen die Freunde des Brautpaars den Junggesellenabschied als Überraschung.

Typisch deutsche Bräuche für die Hochzeit selbst sind zum Beispiel

  • der Autokorso mit Hupkonzert nach der Trauung – gerne in Kombination mit Blechdosen, die an das Auto des Brautpaares gehängt werden und beim Fahren ordentlich Lärm machen,
  • Baumstammsägen und
  • Brautstraußwerfen.

Ein weiterer wichtiger Brauch, den Deutschland mit vielen Ländern hat, ist der Verlobungsring. Er wird für gewöhnlich am Ringfinger der linken Hand getragen. Manche Paare tragen ihre Verlobungsringe später auch als Eheringe, dann natürlich an der rechten Hand.

Am häufigsten fällt die Wahl auf Ringe, die mit einem oder gleich mehreren Diamanten besetzt sind. Seine hohe Lichtbrechung und der starke Glanz lassen den Schmuckstein besonders edel aussehen. Wie hochwertig die Qualität eines Diamanten ist, zeigen fünf Merkmale an, die sogenannten „5 C“:

  • Carat – das Gewicht des Steins,
  • Cut – der Schliff,
  • Claritiy – die Reinheit,
  • Colour – die Farbe und
  • Confidence – die Herkunft.

Je schwerer und feiner geschliffen ein Diamant ist, je weniger Einschlüsse er hat und je klarer der Weißton ist, desto wertvoller ist er.

Doch so wie bei uns feiert man den Bund der Ehe nicht überall. Denn wie heißt es so schön: Andere Länder, andere Sitten. Das gilt eben auch für Hochzeiten. Jedes Land hat dafür seine ganz eigenen Bräuche und Traditionen. So mancher Hochzeitsbrauch wirkt auf uns aber eher lustig und skurril als romantisch.

Niederlande

In den Niederlanden geht Verlobung so: Der Mann macht sich mit einem gefüllten Korb auf zu der Frau, die er liebt. Wenn sie den Korb mit dem Geschenk annimmt, ist die Verlobung sozusagen besiegelt. Wenn sie ihn abweist, hat der Mann sich im wahrsten Sinne „einen Korb geholt“.

England

Der Brauch, dass die Braut bei der Hochzeit etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes und etwas Blaues bei sich haben soll, ist auch bei uns bekannt, kommt aber ursprünglich aus Großbritannien. Das blaue Stück steht für Treue, das Geborgte für Freundschaft, das Alte für das bisherige Leben der Braut und das Neue für die glückliche Zukunft, die sie erwartet.

Das Blaue ist meistens ein Strumpfband. Das Alte kann ein Schmuckstück sein, das an die Braut vererbt wurde. Das Neue ist das Hochzeitskleid. Das Geborgte ist oft auch ein Schmuckstück.

Frankreich

Einen besonders schlüpfrigen Hochzeitsbrauch haben unsere Nachbarn aus Frankreich auf Lager: Bei vielen französischen Hochzeiten versteigert die Braut ihr Strumpfband. Dabei bilden die Gäste einen Kreis. Die Braut tanzt in der Mitte und beginnt ihren Rock ganz langsam höher zu schieben.

Die männlichen Gäste bieten Geld für jeden Zentimeter mehr Bein. Die Frauen halten dagegen und bieten ebenfalls Geld, damit der Saum unten bleibt. Das Spiel geht so lange, bis das Strumpfband der Braut sichtbar wird. Die Person, die zuletzt und somit am meisten bietet, bekommt das Strumpfband geschenkt. Das gesammelte Geld geht an das Brautpaar. Diese Tradition gefällt natürlich vor allem den männlichen Gästen.

Türkei

Eine türkische Verlobung ist ein fröhliches Fest, bei dem das Paar reich beschenkt wird. Alle Gäste stecken Geldscheine und Goldmünzen an die Kleidung von Braut und Bräutigam. Durch diesen Brauch soll das Paar genug Geld erhalten, um sich auch in Zukunft alles leisten zu können.

Der Polterabend ist die sogenannte „Kina Gecesi“ (Henna-Nacht), die traditionell am Abend vor der Hochzeit stattfindet. Dabei wird der Abschied der Braut von ihrem Elternhaus im Kreise ihrer weiblichen Verwandten und Freundinnen gefeiert. Neben Gesang und Essen gibt es eine Henna-Zeremonie: Dabei werden der Braut die Finger und Handflächen kunstvoll mit Hennafarbe bemalt. Außerdem bekommt sie von ihrer Schwiegermutter Goldschmuck geschenkt.

Die Hochzeit selbst wird oft sehr groß und mit hunderten Gästen gefeiert – gerne auch über mehrere Tage.

Dänemark

In Dänemark ist es ratsam, seinem oder seiner Ehepartner*in während der Hochzeitsfeier nicht von der Seite zu weichen. Denn hier wird geküsst, was das Zeug hält: Sobald Braut oder Bräutigam den Raum verlassen, dürfen Freunde und Verwandte die zurückgebliebene Person umarmen und küssen.

Geht die Braut sich also kurz mal frisch machen, ist der Bräutigam für alle Frauen zum Knutschen solange freigegeben, bis sie wieder zurück ist. Dieser Brauch nennt sich „Knus og kys“, was übersetzt „Umarmungen und Küsse“ bedeutet. Die dänische Hochzeitsgesellschaft testet damit ausgiebig den Treueschwur des Brautpaares.

Italien

Die Italiener lieben es selbstverständlich romantisch. Traditionell singt der Mann ein Abendständchen unter dem Fenster seiner Angebeteten. Oder er legt ihr einen Holzstamm vor die Tür. Nimmt sie den Antrag an, holt sie das Holz hinein. Lehnt sie ab, rollt sie den Stamm weg.

Bei der Hochzeitsfeier gibt es üblicherweise ein Büffet mit Spanferkel oder gegrilltem Lamm. Anschließend werden vom Brautpaar gezuckerte Mandeln verteilt. Sie sollen das Süße und das Bittere in einer Ehe symbolisieren.

Nord- und Südamerika

Grönland

Die Grönländer sind in Sachen Hochzeit eher pragmatisch als romantisch: Zwei Menschen mögen sich und wollen heiraten – also tun sie es einfach. Es gibt weder eine Verlobung noch ein großes Fest, das monatelang geplant wird. Das Brautpaar tauscht einfach ein Schmuckstück aus und die Ehe ist damit besiegelt.

Auch die Kleidung von Braut und Bräutigam muss nicht besonders prunkvoll oder festlich sein. Übrigens ist die Ehe für die Inuit erst dann eine feste Verbindung mit diversen Verpflichtungen, wenn das erste Kind geboren ist. Vorher kann die Ehe jederzeit aufgelöst und neue Ehepartner gesucht werden. Wenn aus dem Paar eine Familie wird, bleiben die beiden normalerweise ein Leben lang zusammen.

Hawaii

Auf Hawaii läuten zur Hochzeit keine Kirchenglocken – einfach deswegen, weil es dort keine Kirchen gibt. Stattdessen kommt die hawaiianische Seemuschel „PU“ zum Einsatz: Zur Feier des Tages blasen einige Gäste kräftig in die Muschel. Ihr hohler, tiefer Klang ist kilometerweit zu hören. Somit wird das Glück des jungen Paares überall auf der Insel verteilt.

Mexiko

In Mexiko gehört eine Piñata zu jedem Hochzeitsfest dazu. Das ist eine große Figur aus Pappmaché, die mit Süßigkeiten und Geldgeschenken für das Brautpaar gefüllt ist. Das Brautpaar muss mit verbundenen Augen versuchen, die Piñata zu schlagen, bis die Geschenke herausfallen. Gäste und Freunde dürfen dem Paar dabei helfen.

Asien

China

Die Chinesen lassen es am Hochzeitstag richtig krachen: Es werden reichlich Knall- und Feuerwerkskörper gezündet. Auch sonst kann es laut zugehen, denn Spaß steht an erster Stelle. Das Paar muss auf indiskrete Fragen, lustige Spiele und kichernde Verwandte unter dem Ehebett gefasst sein. Es heißt: Je mehr Schabernack getrieben wird, desto glücklicher wird die Ehe.

Japan

In Japan muss der Bräutigam tief in die Tasche greifen, denn hier sind Geschenke der wichtigste Teil einer Hochzeitsfeier. Bereits zur Verlobung schenkt der Bräutigam seiner zukünftigen nicht „nur“ einen Ring, sondern gleich mehrere Dinge von hohem Wert. Am großen Tag werden außerdem die Gäste reich beschenkt.

Thailand

In Thailand verbringt das Ehepaar die Hochzeitsnacht zunächst nicht allein. Hier ist es Tradition, dass die Hochzeitsgäste dem jungen Paar bis ins Schlafzimmer folgen und sich das älteste Ehepaar in das Bett legt. Anschließend wird dieses mit Sesam, Reis, Münzen, einem Steinstößel und einer Schüssel Regenwasser bestückt. Drei Tage lang bleiben die Utensilien im Ehebett. Das soll der Ehe Glück und Fruchtbarkeit schenken.

Afrika

Wenn es ums Feiern geht, wird kaum auf einem anderen Kontinent so viel getanzt und gesungen wie in Afrika. Noch dazu hat jeder Stamm seine eigenen Hochzeitsbräuche. Eines haben jedoch fast alle Stämme gemeinsam: Statt eines Verlobungs- oder Eherings gibt es eine sogenannte Mitgift.

Möchte ein Mann seine Auserwählte heiraten, muss er also Tiere, Kleidung, Geld oder Ähnliches an ihre Familie zahlen. Manchmal kann es mehrere Jahre dauern, bis diese Mitgift vollständig ausbezahlt ist.

Auch in Marokko ist Heiraten ein langwieriger und kostspieliger Prozess. Die Verlobungszeit dauert zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. In dieser Zeit überreicht der Mann seiner zukünftigen Frau an jedem Feiertag Geschenke – Kleidung, Schmuck, Parfum.

Bilder

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