Self Care ist mehr als ein Bad oder eine Gesichtsmaske

Erste Hilfe für die Wintertraurigkeit: Fünf Tipps

Es wird Winter, es ist kalt, mehr grau als blau. Manchmal scheint es irgendwie besonders dunkel zu sein. Deswegen haben wir fünf Tipps für eure Mental Health gesammelt.

Es gib Tage, da möchte man sein Bett am liebsten nicht verlassen. Und wenn man es doch tut, fühlt sich nichts richtig an. Man ist ruhelos und rastlos, müde aber gleichzeitig hellwach. Man fühlt sich einsam, die Social Battery ist jedoch nicht geladen. Oft kann man gar nicht so genau festmachen, woran das liegt und genau das macht es auch so schwer, etwas dagegen zu tun. Ich fühle mich oft so und möchte deswegen mit euch teilen, was mir in solchen Momenten hilft.

1. Sauberkeit: Achtsamer Abwasch

Egal, wie schlecht es mir geht, Ich habe das Gefühl nach einer Dusche ist alles ein bisschen besser. Ich kann da irgendwie mehr zur Ruhe kommen, fühle mich ein bisschen so, als ob ich „reseted“ worden wäre. Danach kann ich leichter mit etwas beginnen. Besonders empfehlenswert sollen übrigens Wechselduschen sein. Denn die stärken das Immunsystem, lindern Stress und bringen den Kreislauf in Schwung, wirken also „belebend“. Ich selbst habe das noch nie versucht, dafür fühlt sich das warme Wasser für eine Frostbeule wie mich einfach zu gut an. Falls euer Interesse aber geweckt ist, könnt ihr hier mehr darüber erfahren.

Damit zusammen hängt für mich irgendwie auch das Putzen. Ich bin eigentlich kein Mensch, der besonderen Wert auf penible Ordnung legt. Es geht weniger um die Sauberkeit danach als mehr um den Prozess selbst. Es ist meditativ, gleichzeitig aber auch sinnvoll. Vor allem, wenn man eh das Gefühl hat, nicht zu wissen, was man mit sich anfangen soll. Eine Studie aus dem Jahr 2014 stützt meinen Eindruck. Sie ergab, dass die Teilnehmer*innen, die den Abwasch „achtsam“ machen (also bewusst Gerüche und Geräusche wahrnehmen), oft über eine Verringerung von Nervosität berichten konnten. Das Putzen verdient mehr Wertschätzung, findet Psychologin Annegret Wolf.

2. Backen: Der Geruch von Kindheit

Backen und Kochen haben eine unglaublich beruhigende Wirkung auf mich. Ich glaube, dass es ein bisschen die Tatsache ist, dass man Schritt für Schritt nach einer Anleitung arbeiten kann. Wenn man sich verloren fühlt, gibt einem das Rezept für den Moment irgendwie einen roten Faden. Danach hat man sofort ein Ergebnis vor Augen, ein kleines Erfolgserlebnis. Bei mir ist es vor allem der Geruch von Kuchen und Keksen, der ein schönes Gefühl auslöst. Es riecht nach früher, nach Kindheit, nach Glückseligkeit. Auch hierzu gibt es eine wissenschaftliche Erklärung. Beim Backen konzentrieren wir uns auf den Moment, was auf ängstliche und überforderte Menschen eine beruhigende Wirkung hat. Während wir mischen, kneten und verzieren, sind außerdem all unsere Sinne gefragt. „Dieser multisensorische Aspekt des Backens kann für manche Menschen sehr therapeutisch sein, besonders, wenn sie starke und positive Erinnerungen mit dem Backen verknüpfen“, erklärt die Psychologin Tracy Thomas.

3. Autogenes Training: Die Gedanken lenken hin zur Entspannung

Das autogene Training ist eine Methode, den Körper zu entspannen. Die Techniker Krankenkasse erklärt auf ihrer Webseite:

„Gedanken erzeugen Nervenimpulse. Selbst wenn Sie nur daran denken, einen Finger zu heben, leitet Ihr Nervensystem dies als einen messbaren Reiz an Ihre Muskeln im Finger weiter. Im autogenen Training nutzen Sie dieses Prinzip anders herum. Mit Ihren Gedanken stellen Sie Ihren Körper auf Entspannung ein.“

Im autogenen Training gibt es verschiedene Übungen, so zum Beispiel die „Schwere-Übung“. Man sagt sich dabei selbst: „Mein linker Arm ist schwer“. Das stellt man sich dann so intensiv vor, bis der Arm wirklich irgendwann schwer wird. Denn die Muskeln entspannen sich. Neben der Schwere-Übung gibt es noch welche, die sich beispielsweise auf Wärme, Atem oder das Herz beziehen. Auf YouTube gibt es dazu viele Tutorials.

4. Sport: Endlich müde werden

Sport machen: Dieser Ratschlag ist leicht gesagt. Denn immerhin ist ja genau das Aufraffen das Problem. Und es gibt viele Tage, an denen ich das nicht mache, an denen ich liegen bleibe. Jedes Mal, wenn ich mich aber überwinde, fühle ich mich danach befreit. Es fühlt sich gut an, erschöpft und wirklich müde zu sein. Nicht mehr diese träge und wache Müdigkeit, sondern eine richtige Erschöpfung. Zum Zusammenhang von Sport und psychischer Gesundheit wurde bereits viel geforscht. Ein wissenschaftlicher Artikel von Karl-Heinz Schulz, Meyer und Langguth fasst beispielsweise in Bezug auf Depressionen zusammen, dass körperliches Training bei Depressionen ähnlich wirksam wie eine medikamentöse Therapie sei.

5. Zeit mit anderen Menschen verbringen

Hört sich bei einer leeren Social Battery paradox an, hilft mir aber ungemein. Ich finde es an solchen Tagen immer sehr schwierig, mich zu einem Treffen zu überwinden. Ich habe dann Angst, dass ich nicht weiß, was ich sagen soll, dass ich mich unwohl fühle, dass ich nach Hause will. Oft ist es aber so: Wenn ich dann einmal Zeit mit anderen Menschen verbringe, fühle ich mich unglaublich bereichert und erleichtert. Das muss auch gar nicht viel sein, es reichen ein bis zwei Stunden mit den richtigen (!) Menschen. Menschen, die einen gut fühlen lassen und entspannen. Ich bin sehr sensibel, mir werden Sachen schnell zu viel. Aber dafür sauge ich die gute Stimmung anderer Leute auch immer extrem auf.

Brauchen wir dann noch eine Zweite Hilfe, Dritte Hilfe, Vierte Hilfe?

Dass diese Tipps und Ratschläge keine Leben retten, versteht sich. Aber diesen Anspruch soll ein Erste-Hilfe-Set ja auch gar nicht haben. Für eine Verarztung und eine Symptomlinderung reicht es allemal.

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Bildquelle: Madison Inouye von Pexels; CC0-Lizenz