Flaschen im Regal einer Bar

Von Studierenden unterschätzt und verharmlost – der Alkohol

In der Ersti-Woche geht’s schon los. Die Stadt-Rallye wird mit einem Kasten Bier kombiniert, Kennenlernspiele mit Kurzen, danach das Beerpong-Turnier und abends auf Kneipentour. Nach dieser alkoholintensiven Eingewöhnungsphase in den neuen Lebensabschnitt normalisiert sich der Konsum keineswegs. WG-Partys, Flunkyball und Rage Cage prägen das Studierendenleben. Das Bier am See oder der Vino zum Film sind quasi Restdays. Während Alkohol in Deutschland sowieso eine akzeptierte Kulturdroge ist, wird der exzessive Konsum in Uni-Kreisen wenig kritisch beäugt. Das wilde Studi-Leben eben. Aber ist das wirklich so harmlos, wie das von der Gesellschaft immer abgetan wird oder sollten wir uns Sorgen machen?

Sarah ist 20 und studiert Englisch und Sport auf Lehramt. Sie ist eine der wenigen Ausnahmen, denn im Gegensatz zu ihren Kommiliton*innen trinkt sie fast nie Alkohol. Und wenn, dann kaum mehr als ein Radler. Sie hatte nie das Verlangen, mehr zu trinken und war deshalb auch noch nie betrunken.

Studierende sind Profis im Rauschtrinken

Laut einem Bericht der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) aus dem Jahr 2018 geht der regelmäßige Alkoholkonsum von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwar seit 1973 zurück. Aktueller Trend ist allerdings das Rauschtrinken (mehr als fünf Getränke), das bei den jungen Erwachsenen allein in den zwei Jahren zwischen 2016 und 2018 um fünf Prozent angestiegen ist. Dieser Trend ist bei Frauen stärker zu beobachten als bei Männern.

„Bei einer meiner Ersti-Veranstaltungen gab es verschiedene Spiele und Aufgaben, die wir bewältigen sollten. Eigentlich alle davon zielten darauf ab, uns möglichst betrunken zu machen. Einige haben es in dieser Nacht gar nicht in den Club geschafft, mussten nach Hause und sich übergeben, andere haben nicht mal den Weg nach Hause gefunden“ erzählt Sarah. Sie hat die ganze Nacht getanzt, Spaß gehabt und viele Kommiliton*innen kennengelernt. Und am nächsten Tag konnte sie sich noch an alles erinnern.

In ihrer Altersgruppe (18-25 Jahre) sind Studierende die unangefochtenen Sauf-Champions. 37,3% von ihnen konsumieren regelmäßig Alkohol, im Vergleich tun das nur 26,3% der Berufsschüler*innen. Eine Studie von Bailer et al. aus 2009 konstatiert einen problematischen Alkoholkonsum bei 30,1% der Studierenden. Im Vergleich dazu liegt der Wert in der Allgemeinbevölkerung bei 8,1%. Der Unterschied zwischen Student*innen und der restlichen Gesellschaft ist beachtlich.