Alligatoah

Alligatoah im Interview: Jam-Sessions im Nadelhorst

ZEITjUNG: Die Sessions werden nicht aufgezeichnet – wer sie also einmal verpasst, verpasst sie für immer. Warum eigentlich?

Alligatoah: Naja das ist quasi dasselbe, wie wenn man irgendwo durch die Stadt läuft und nachts so eine kleine Hinterhofkaschemme entdeckt, wo Leute jazzen. Und man ist Teil davon, weil man Glück hatte, sozusagen die Sterne günstig standen und man da reingelaufen ist. Und das kann man ja dann auch nicht mehr später angucken, es sei denn man macht ein Handyvideo davon (aber das wäre unhöflich). Deswegen geht es genau um dieses Gefühl: Es geht um das Gefühl, bei etwas dabei zu sein, was einmalig ist, was man nicht die ganze Zeit reproduzieren kann.

Und wenn man es verpasst, dann soll man sich auch ärgern. Aber dann soll man das nächste Mal halt wieder einschalten, damit man auch diesen Live-Moment miterlebt und auch im Chat mit dabei ist, der mittlerweile auch eine Eigendynamik bekommen hat. Da treffen sich Leute, da lernen sich Leute kennen und unterhalten sich über Musik. Es gibt Leute, von denen ich höre, die zu diesen Sessions zu Hause sitzen und mitjammen und das alles, weil es dieses Live-Gefühl gibt und dieses Gefühl von „Wir sind jetzt an diesem einen Moment – und an keinem anderen Moment – hier zusammen und genießen das, was hier gerade passiert“.

Und natürlich auch, und das ist der zweite Grund, weil einige Gäste, die hier zu Besuch kommen, auch ein bisschen Sorge haben, dass sie vielleicht nicht ganz so gut dastehen und man ja doch auch mal einen falschen Akkord reinhaut oder einen falschen Ton spielt. Das ist alles in der Live-Situation sehr lustig und unterhaltsam, aber das möchte man ja auch nicht ewig im Internet haben. Deswegen gibt es von uns einen kleinen Highlight-Ausschnitt am Ende jeder Folge von zwei bis drei Minuten auf YouTube, aber wenn man eine ganze Show sehen will, dann muss man halt eben live dabei sein.

ZEITjUNG: Gibt es etwas, was du aus dem Nadelhorst für deine „gewöhnliche“ Musik herausgezogen hast, oder siehst du das eher als etwas komplett Eigenständiges?

Alligatoah: Es ist etwas Eigenständiges, aber trotzdem lerne ich da jede Folge sehr, sehr viel über Musik. Es ist für mich auch eine reine Schule. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mit jedem Menschen, mit dem man Musik macht, man irgendein Geschenk bekommt. Man bekommt irgendeine Idee, irgendein Lick, irgendein Riff, irgendeine Akkord-Folge – irgendwas, was man so nicht auf den Schirm hat und das inspiriert unfassbar. Ich sitze natürlich nicht nach den Shows da und bau die Songs, die wir gespielt haben, nach und klau die mir für meine eigene Musik, aber daraus entstehen wieder neue Ideen, die ich dann selbst einbaue, wenn ich wieder produzierend vor meinen eigenen Songs sitze und das ist unfassbar wertvoll.

ZEITjUNG: Vielen lieben Dank für dieses Interview, Alligatoah!

Neugierig geworden? Dann schau doch mal selbst im Nadelhorst vorbei! Neue Folgen erwarten dich noch bis zum 31. Mai 2023: immer mittwochs ab 20 Uhr, exklusiv bei Amazon Music auf Twitch.

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Bildquelle: © Amazon Music x Alligatoah – Portrait