Fast null HIV-Neuinfektionen in Amsterdam: Bald weltweit?

Innerhalb von zehn Jahren senkt Amsterdam die HIV-Neuinfektionen um 95 Prozent. Amsterdam könnte ein Vorbild für die ganze Welt sein – alles, was es dafür braucht, sei der politische Wille.

Im Jahr 2010 infizierten sich noch 201 Menschen in Amsterdam mit HIV, 2021 waren es bereits nur 66 Infizierte und 2022 waren es Schätzungen zufolge gerade mal neun. Innerhalb von zwölf Jahren sind die Neuinfektionen um ganze 95 Prozent gesunken. Das Ziel der Stadt Amsterdam ist jedoch noch nicht erreicht: Bis 2026 soll die Zahl bei null liegen.

Um das Ziel zu erreichen, setzten sich Wissenschaftler*innen, Doktoren und auch mit HIV infizierte Menschen zusammen und erarbeiteten Möglichkeiten. Außerdem wurde das H-Team – der Name der Taskforce – finanziell von der Stadt Amsterdam unterstützt.

Das Testen auf sexuell übertragbare Krankheiten wurde erleichtert, unter anderem auch mit Selbsttests. Aber insbesondere der Zugang zum Medikament PreEP half, die Zahl der Infektionen zu senken, vor allem bei Sexarbeiter*innen, die ein höheres Infektionsrisiko haben. PrEP ist ein Medikament für HIV-Negative und wird Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko empfohlen. Der Wirkstoff verhindert, dass HIV in die Zellen eindringen und sich vermehren kann. PrEP schützt genauso gut wie ein Kondom vor einer HIV-Infektion.

HIV: Eine weltweite Pandemie

Im Jahr 2022 verstarben weltweit laut UN über 630.000 Menschen an AIDS. Knapp 39 Millionen Menschen sind an HIV erkrankt und 2021 infizierten sich rund 1,5 Millionen Erwachsene und Kinder mit dem HI-Virus. Die Länder Afrikas südlich der Sahara sind am stärksten betroffen, obwohl immer mehr Menschen Zugang zu Tests und Medikamenten haben. Etwa 25,6 Millionen Menschen sind HIV-positiv und 2021 infizierten sich um die 860.000 Menschen. Gründe hierfür sind vor allem Armut, mangelnde Aufklärung und unzureichende medizinische Versorgung.

Die UN will bis 2030 die AIDS-Pandemie beenden. Das bedeutet jedoch nicht, dass HIV bis dahin heilbar ist und es keine HIV-positiven Menschen mehr gibt. Die UN hat sogenannte 95-95-95 Ziele. 95 Prozent aller HIV-Infizierten sollen von ihrer Infektion wissen, 95 Prozent derer sollen lebensrettende Therapie erhalten und 95 Prozent der Behandelten sollen eine so niedrige Virenlast haben, dass sie niemanden anstecken können.

Botsuana, Eswatini, Ruanda, Tansania und Simbabwe haben diese Ziele bereits erreicht und 16 weitere Länder sind laut UN-Bericht nah dran. In Osteuropa, Zentralasien, Nordafrika und im Nahen Osten steigen die Zahlen der Infektion jedoch. Grund dafür sei insbesondere die Diskriminierung homosexueller Beziehungen.

„Es ist möglich, HIV und AIDS zu beenden“

Auch Amsterdam hat die 95-95-95 Ziele erreicht. Neben der Expertise und Erfahrung des H-Teams sei auch der politische Wille ein großer Faktor gewesen. „Es ist möglich, HIV und AIDS zu beenden. Amsterdam zeigt allen, dass es machbar ist“, sagt Mark Vermeulen, der Direktor des niederländischen AIDS-Fonds. Er hofft, dass sich Regierungen ein Beispiel nehmen und mit dem gleichen Ziel und Einsatz gegen die Verbreitung von HIV vorgehen.

Amsterdam könnte zum Vorreiter im Kampf gegen AIDS und HIV werden. Man hat gezeigt, dass mit Engagement und dem nötigen politischen Willen, ambitionierte Ziele erreicht werden können. Gleichzeitig braucht es in vielen Teilen der Welt immer noch Aufklärung, Entstigmatisierung und eine bessere medizinische Versorgung.

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Bildquelle:  Towfiqu barbhuiya via Pexels; CC0-Lizenz